CivCity: Rom

Genre
Strategie
USK
ab 6 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
Take-Two Interactive Software
Erscheinungsjahr
2006.07
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Solide Städteaufbausimulation ohne Innovationen
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4
Siehe auch

Beschreibung des Spiels:
In der Städteaufbausimulation "CivCity: Rom" übernimmt der Spieler die Aufgaben eines römischen Stadthalters, der sich um das Wohlergehen seiner Bürger und den wirtschaftlichen Erfolg der von ihm geplanten Stadt kümmern muss.
Mit einem vom Senat vorgegebenen Budget errichtet man zu Beginn des Spiels ein Stadtzentrum und Unterkünfte für die Bürger. Diese treffen nach und nach in der Stadt ein und haben verschiedene Bedürfnisse, die vom Spieler befriedigt werden müssen. So ist es das vorrangige Ziel, genügend Arbeitsplätze zu schaffen und das wirtschaftliche Wachstum voran zu treiben. Bietet man den Bürgern genügend Konsummöglichkeiten, wie z.B. Tavernen, Lebensmittel- und Tunikahändler, entwickeln sich die primitiven Hütten der Bürger im Laufe einer Mission zu prächtigen römischen Villen und die Stadt erscheint zunehmend prächtiger und imposanter. Mit der voranschreitenden Lebensqualität der Bürger zahlen diese auch mehr Steuern, die die meist leeren Kassen des Spielers auffüllen.
Auch um die Freizeitgestaltung der Bürger muss sich der Spieler kümmern, indem er für sie Tempelanlagen und, gemäß dem Motto "Brot und Spiele", einen Gladiatorenzirkus baut. Jedes errichtete Gebäude erfordert weiter Gebäude, wie z.B. eine Gladiatorenschule, die der Versorgung der größeren Gebäude dienen. Es ist also Planungsvermögen gefordert, um diese Anforderungen zu erfüllen und ein funktionierendes Stadtsystem aufzubauen. Erschwert werden diese Aufgaben durch gelegentlich auftretende Feuer, wilde Tiere oder Überfälle benachbarter Barbarenstämme. Abhilfe schaffen kann der Spieler hier durch das Errichten von Feuerwachen, Wachtürmen und Garnisonen.
Natürlich möchte auch der Senat von den blühenden Städten des Spielers profitieren und verlangt Warenabgaben, die der Spieler auf Handelsrouten nach Rom schicken muss.
Eine Neuerung des Spiels ist der Forschungsbaum im Stil der Civilization-Reihe, der dem Spieler die Erforschung von fortschrittlichen Technologien wie dem Ackerbau oder Mystizismus erlaubt. Belohnt wird das eifrige Forschen mit besonderen Boni, wie z.B. höheren Weizenerträgen.
Der Spieler hat zu Spielbeginn die Wahl zwischen einem freien Spiel und einer Kampagne. Im freien Spiel kann er ohne besondere Vorgaben eine Stadt errichtet. Im Kampagnen-Modus erklimmt der Spieler eine Karriereleiter. Er steigt im Laufe des Spiels auf, vom kleinen unbekannten Stadthalter zum Sonderbevollmächtigten des Senats. Dieser bekommt z.B. die Aufgabe, den Vormarsch der Karthager zu stoppen.

Pädagogische Beurteilung:
Der Einstieg ins Spiel fiel unseren Testern trotz eines fehlenden Tutorials durch den langsam ansteigenden Schwierigkeitsgrad der Kampagne leicht. Erst im Verlauf des Spiels werden die möglichen Bauoptionen nach und nach freigeschaltet, und der Spieler besitzt genügend Zeit alle Handlungsoptionen kennen zu lernen. Auch bleibt genug Zeit die Wirkungsweisen der einzelnen Optionen zu erforschen. Das sehr umfangreiche Handbuch, das so ziemlich für jeden Abschnitt des Spiels eine Erklärung bereithält, unterstützt diesen problemlosen Spieleinstieg. Ein Blick ins Handbuch beseitigte schnell die eine oder andere Ungereimtheit und liefert gerade für den Spielbeginn wertvolle Tipps.
Zu Beginn jeder Mission kann man einen von drei Schwierigkeitsgraden wählen, die das Startkapital und die Produktivität der Bürger beeinflussen. So konnte jeder der jugendlichen Tester das Spiel für seine Ansprüche konfigurieren. Sowohl die Startegieexperten als auch die Anfänger konnten schnelle Erfolge beim Aufbau ihrer Stadt verbuchen.
Dem Spieler stehen jederzeit verschiedene Eingriffsmöglichkeiten, von Steuersenkungen bis zu Arbeitszeitverkürzungen, zur Verfügung, um negative Entwicklungen im Stadtgefüge frühzeitig auszugleichen. So kamen unsere Tester so gut wie nie in eine frustrierende Sackgasse.
Schnell merkten die Tester jedoch, dass der Forschungsbereich, die eigentliche Neuerung des Spiels, wenig Einfluss auf ihren Erfolg hatte. Bis auf wenige Missionen machte es keinen Unterschied, ob die Spieler Forschung betrieben oder nicht. Sie empfanden es zudem als unlogisch, dass sie z.B. Tempel errichten konnten, die von der Bevölkerung auch genutzt wurden, obwohl die Religion noch nicht erforscht war. Sinnvoller wäre es gewesen, die Errichtung bestimmter Gebäude vom Forschungsstand abhängig zu machen und somit auch bestimmte zivilisatorische Entwicklungszwänge zu verdeutlichen. Zudem wurde von den Jugendlichen kritisiert, dass der gesamte Forschungsbaum zu Beginn jeder Mission wieder von Neuem erforscht werden musste.
In unserer Testgruppe sank die Motivationskurve der Tester nach wenigen Stunden Spielzeit deutlich. Die Spieler kritisierten den immer gleichen Ablauf jeder Mission. Waren die grundlegenden Bauwerke erbaut und eine funktionierende Warenwirtschaft etabliert, beschränkten sich die Handlungen im restlichen Verlauf der Mission auf Feintuning oder das gelegentliche Bekämpfen von Feuern oder Feinden. Zuviel Zeit verbrachten die Tester mit dem Warten auf bestimmte Ereignisse, wie dem Erreichen einer bestimmten Warenmenge oder dem Erreichen einer bestimmen Ausbaustufe von Gebäuden. "Auf die Dauer macht man immer das Gleiche!" (Fabian, 15)
Die Steuerung des Spiels erfolgt genretypisch fast ausschließlich mit der Maus. Bis auf leichte Ungenauigkeiten beim Anwählen eines Gebäudes oder Straßenabschnitts empfanden die Spieltester die Steuerung als sehr gelungen und logisch. "Wenn man so ein Spiel schon mal gespielt hat, dann erklärt sich die Steuerung von alleine" (Fabian, 15)
Die grafische Umsetzung des Spiels hinterließ bei den Jugendlichen einen gemischten Eindruck. Die liebevoll animierten Bewohner der Stadt und die Möglichkeit, diesen bei ihren Unternehmungen auch in den Häusern zusehen zu können, wurde von den Testern als Pluspunkt gewertet. Die grafische Gestaltung der Stadt, die sich gerade zu Beginn hauptsächlich in Brauntönen bewegt, wurde dagegen als zu eintönig empfunden. "Dem Spiel würde ein bisschen mehr Farbe gut tun!" (David, 15).
In Zwischensequenzen nach dem erfolgreichen Absolvieren eines Kampagnenabschnitts wird gezeigt, wie der Senat dem Spieler neue Aufträge erteilt und mächtige Senatoren dem aufstrebenden Stadthalter private Aufträge geben. Diese Sequenzen wurden von den Jugendlichen positiv bewertet und animierten zum Weiterspielen, wenn auch die Hintergrundgeschichte als solche von ihnen als nicht besonders spannend und innovativ bewertet wurde.
Der militärische Aspekt steht in dieser Städteaufbausimulation eindeutig im Hintergrund. Zwar muss der Spieler Legionsunterkünfte und Waffenschmieden bauen, jedoch dienen diese immer zur passiven Verteidigung der aufgebauten Stadt vor den Überfällen der Barbarenstämme oder Karthager. Der Spieler hat zudem wenig Einfluss auf den Ausgang der Kämpfe, da diese vollautomatisch ablaufen und es einzig und allein auf die Größe der rivalisierenden Armeen ankommt.

"CivCity: Rom" bietet die Möglichkeit, sich in der "Zivilopädie", einer Art Enzyklopädie, in kleinen Artikel über die verschiedenen römischen Gebäudetypen, die römische Gesellschaft und der Geschichte des römischen Reichs zu informieren. Jedoch ist die Aufmachung dieses Bereichs sehr puristisch. Die Jugendlichen vermissten Videos und genauere Abbildungen in den Artikeln. Ihre Motivation sich mit der "Zivilopädie" genauer zu beschäftigen war dadurch nicht sehr hoch.
Negativ wurde von unseren Testern auch der fehlende Mehrspielermodus bewertet, da sie den Erfolg ihrer Stadtplanungen gerne direkt miteinander verglichen hätten.
Insgesamt bietet "CivCity: Rom" dem Spieler eine große Menge an Handlungsmöglichkeiten, ohne unübersichtlich zu werden. Durch diese Handlungsfülle eignet sich das Spiel besonders für Jugendliche ab 12 Jahren, da jüngere Spieler mit den komplexen Abläufen schnell überfordert wären. Das Spiel richtet sich durch seinen steigenden Schwierigkeitsgrad sowohl an Anfänger als auch Experten des Strategiegenres, wobei sich Mädchen wie Jungen gleichermaßen von diesem Spiel angesprochen fühlten.
Die Längen im Spielverlauf, sowie der missglückte Forschungsbereich verhindern, dass sich "CivCity: Rom" aus der großen Masse an Städteaufbausimulationen absetzt. Letztendlich bietet das Spiel zu wenige Neuerungen und verbindet lediglich altbekannte Elemente zu einem neuen Spiel.

In Zusammenarbeit mit einem Wissensmagazin veranstaltete der Publisher Take-Two einen Wettbewerb, in dem Lateinlehrer zusammen mit ihrer Schulkasse einen Teil des Spiels in Lateinische übersetzten konnten. Herauskommen soll nach Abschluss des Wettbewerbs das erste Spiel, das sich vollkommen in lateinischer Sprache spielen lässt. Über Erfahrungsberichte von Lehrkräften, die mit ihrer Klasse an diesem Projekt teilgenommen haben, würden wir uns sehr freuen.

Link: Latein-Wettbewerb