Tales from the Borderlands

Genre
Adventure
USK
ab 16 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 16 Jahre
Vertrieb
Telltale Games
Erscheinungsjahr
2014.11
Systeme
PC, Playstation 3, Playstation 4, Xbox, Xbox 360, Mac, iOS
System im Test
PC
Homepage des Spiels
Hinweis(e)
via Xbox Live, Playstation Network, Steam
Kurzbewertung
Interaktiver Film, der erzählerisch beeindruckt & sich in der satirisch-überspitzten Gewaltdarstellung nicht ernstnimmt
Autor
Ingmar Böke
Einzeltest
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4
Siehe auch

Spielbeschreibung:
Bekanntheit erlangte die "Borderlands"-Reihe als durchgeknallt-ironische Shooter-Serie (Siehe auch pädagogische Beurteilung zu Borderlands). Waffengewalt stellte in dieser stets das entscheidende Spielelement dar. Mit der Entwicklung von "Tales from the Borderlands" - dem aktuellsten Spiel der Marke - wurde nun allerdings ein Team beauftragt (Telltale Games: The Walking Dead, The Wolf Among Us, Game of Thrones), das den Fokus in erster Linie auf narrative Elemente legt. Veröffentlicht wird der Titel in Episodenform. Die erste Episode "ZerO Sum" ist bereits erschienen, vier weitere Kapitel sollen jeweils innerhalb weniger Monate folgen. Primäre Spieleelemente sind das Führen von Multiple-Choice-Dialogen, kurze Erkundungsphasen sowie filmische Action-Szenen, in denen rechtzeitig eingeblendete Tasten gedrückt werden müssen, um eine vorbestimmte Aktion auszulösen.
Angesiedelt ist "Tales from the Borderlands" auf dem skurril-schwarzhumorigen Planeten Pandora. Dieser futuristische Wüstenplanet wird in erster Linie von allerlei zwielichtigen Gestalten und Banditen bevölkert, die sich täglich neue Kämpfe um wertvolle Ressourcen liefern. Inspiriert wurde dieses raue Szenario offensichtlich von der Endzeit-Action-Filmreihe Mad Max. Zu Beginn von "ZerO Sum" wird der Spieler Zeuge, wie die beiden sympathischen Gauner Fiona und Rhys von einem schwerbewaffneten Mann gefangen genommen werden. In Rückblenden erzählen die beiden spielbaren Charaktere nun aus ihren individuellen Blickwinkeln eine abenteuerliche Geschichte. Ausgangspunkt selbiger ist die Suche nach dem Schlüssel zu einer legendären Schatzkammer.

Pädagogische Beurteilung:
Animierter Film zum Mitspielen
In der Auftaktepisode "ZerO Sum" werden die Charaktere Fiona und Rhys stets wie auf Schienen durch eine lineare Handlung geführt. Die Figuren werden dabei aus einer Schulterkameraperspektive gezeigt. Grafisch wurde ein stimmiger Comic-Look gewählt, der die Absurdität der Spielwelt unterstreicht. Sowohl Sprecher, Musik als auch Soundeffekte sind ansprechend umgesetzt. Spielerische Freiheit ist nur in sehr geringem Maße vorhanden. Sieht man von zahlreichen Gesprächen mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten und sehr kurzen Erkundungsphasen ab, beschränkt sich die Interaktion oft darauf, in einer Filmsequenz im richtigen Moment die passende Taste zu drücken. Gelingt dies nicht, kann der Spieler sein Leben verlieren, woraufhin die Szene neu gestartet werden muss. Gelegentlich auftretende Auswahlmöglichkeiten innerhalb einer Szene führen bislang zu lediglich marginalen Abweichungen innerhalb der Geschichte.

Rasante Spielerfahrung mit hoher erzählerischer Qualität
Durch das stets hoch gehaltene Tempo, der packenden Handlung, stark ausgearbeitete Figuren und viele absurd-komische Situationen erweist sich die geringe Interaktionsdichte zu keinem Zeitpunkt als Nachteil. "ZerO Sum" ist intensiv und packend inszeniert und die knapp 2- 2,5 Stunden Spielzeit können Fans dieses Genres faszinieren. Als interessant erweist sich auch das Konzept, die Handlung jeweils aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt zu bekommen. So werden bisherige Erkenntnisse des Spielers gelegentlich ad absurdum geführt.

Einsteigerfreundlich
"Tales from the Borderlands" ist bewusst einsteigerfreundlich gestaltet, sodass ein längeres Festhängen im Grunde nicht möglich ist. Dies verdeutlicht auch der komplette Verzicht auf Rätsel. Vorkenntnisse bezüglich der Borderlands-Welt sind von Vorteil, um einige Anspielungen zu verstehen. Benötigt werden sie allerdings nicht, da das Spiel auf sehr gelungene Art in das Universum einführt.

Skurriler Humor
Der Planet Pandora wird beinahe ausschließlich von hochgradig verhaltensauffälligen Figuren bevölkert, die zumeist einen politisch recht inkorrekten Humor teilen. Demensprechend derbe fällt bisweilen auch die Wortwahl aus. Wichtig sind gute Englischkenntnisse, ansonsten wird manche Pointe ins Leere laufen. Wer dem durchgedrehten Gag-Feuerwerk des Spiels nichts abgewinnen kann, wird mit "Tales from the Borderlands" wohl nicht glücklich. Auch die maßlose Übertreibung der meisten Vorgänge ist am Ende Geschmackssache.

Überspitzte Gewaltdarstellung
Die Protagonisten leben in einer verrohten Welt, in der beinahe jeder jeden betrügt, um im Vorteil zu sein. Probleme werden gerne mit Waffengewalt gelöst. Dementsprechend wundert es nicht, dass der Spieler immer wieder mal auf Gewaltszenen stößt. So wird beispielsweise gezeigt, wie Banditen in Feuergefechten Körperteile verlieren oder einer Figur das Herz herausgerissen wird. Allerdings sei in diesem Zusammenhang gesagt, dass sämtliche dieser Momentaufnahmen völlig unrealistisch-überspitzt dargestellt werden. Die Gefahr einer emotionalen Belastung ist daher bei Jugendlichen mit einer gewissen Medienerfahrung eher unwahrscheinlich. Auf sie dürften die Darstellungen wenig realistisch wirken. Szenen, in denen der Spieler selbst eine Waffe gegen eine andere Figur richten muss, tauchen nur sehr vereinzelt auf. Spieler ab 16 Jahren sollten keine Probleme haben, die übertriebenen Vorgänge in "ZerO Sum" korrekt einordnen zu können.

Fazit:
Mit "ZerO Sum" legen Telltale Games einen Serienauftakt vor, der für ältere Fans von Adventures interessant sein könnte. Sowohl der wendungsreiche Plot, die Ausarbeitung der sympathischen Hauptfiguren, als auch der immense Wortwitz machen das Szenario durchaus fesselnd. Gute Englischkenntnisse erweisen sich als großer Vorteil, da bislang keine deutsche Fassung vorliegt. Humortechnisch sei angemerkt, dass der überdrehte Borderlands-Humor sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Gewaltdarstellungen werden in "ZerO Sum" derart überspitzt dargestellt, dass Jugendliche ab 16 Jahren die Geschehnisse problemlos einordnen dürften. Wie sich das Thema Gewalt in folgenden Episoden entwickelt, wird sich allerdings noch zeigen müssen.