Studie: Digitale Demenz?

Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung

Der Hirnforscher Manfred Spitzer warnte in seinem Buch „Digitale Demenz“ (2012) vor dem gefährlichen Einfluss digitaler Medien. Medienpsychologen der Universität Koblenz-Landau untersuchten Spitzers Thesen anhand verschiedener Metaanalysen.

Die Medienpsychologen Markus Appel und Constanze Schreiner überprüften die Thesen Spitzers anhand verschiedener Metaanalysen. Bei Metaanalysen handelt es sich um die Untersuchung vieler Studien zu einem bestimmten Thema, mit dem Ziel, den durchschnittlichen Trend zu ermitteln. Mittels dieser Analyse stellten Appel und Schreiner fest, dass Spitzers Ergebnisse, die er in seinem populärwissenschaftlichen Buch vorstellt, nur begrenzt mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Medienwirkung einhergehen.

So führt die Internetnutzung im Mittel nicht zu weniger sozialem Austausch oder zu verringertem gesellschaftlich-politischen Engagement. Auch die These, dass Computer und Internet dumm machen wird nicht gestützt. Computer und Internet können beim Wissenserwerb unterstützend wirken. Unterstützend in dem Sinne, dass sie nicht als alleiniges Lernmittel dienen, sondern ergänzend zu Face-to-Face Anweisungen genutzt werden können.

Andere Ergebnisse zum Thema Wohlbefinden, Übergewicht und Aggression stimmen mit den Thesen Spitzers zum Teil überein. Die Zusammenhänge fallen hier aber eher schwach aus und sind laut Appel und Schreiner kein Grund zur übermäßigen Sorge. Vielmehr sei es wichtig die Mediennutzung der Kinder nicht zu verteufeln, um weiterhin ein möglicher und kompetenter Ansprechpartner zu sein.

 

Quelle: Psychologie Heute (online)

Originalstudie:

Markus Appel & Constanze Schreiner: Digitale Demenz? Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung. Psychologische Rundschau, 65, 2014

Link zum Volltext: 
http://www.uni-koblenz-landau.de/landau/fb8/ikms/person/appel/2013_appel-schreiner_digitale-demenz.pdf