Stronghold Legends
Beschreibung des Spiels:
Wer schon immer einmal zusammen mit König Arthur und seinen Rittern der Tafelrunde in die Schlacht ziehen wollte, der sollte mal einen Blick auf "Stronghold Legends" werfen. Alternativ kann der Spieler aber auch für den düsteren Grafen Vlad Dracul oder für den großen Siegfried Partei ergreifen. "Stronghold Legends" ist der Nachfolger des erfolgreichen Strategietitels "Stronghold". In einer an das Spätmittelalter angelehnten Fantasy-Welt kämpft der Spieler für eine von drei Fraktionen. Neben der Eroberung bzw. Zerstörung der feindlichen Burg und der Verteidigung der eigenen, nimmt auch das Ressourcenmanagement einen hohen Stellenwert im Spiel ein.
Pädagogische Beurteilung:
Packt man die viel versprechende Packung des Spiels aus, erfolgt zunächst eine Ernüchterung: Die Gestaltung der aufklappbaren Hülle dienst scheinbar nur dem Gewinn von Werbeflächen für das Spiel. Die schöne Hochglanzschachtel enthält nichts weiter als eine weitere Packung: eine gängige DVD-Hülle, in die heute fast alle Computerspiele verpackt werden. Doch diese DVD-Hülle hat es auf einen zweiten Blick in sich. Wo bei anderen Spielen nur ein Beipackzettel steckt, der den Namen Handbuch kaum verdient, wartet "Stronghold Legends" mit einer 108 Seiten starken Dokumentation auf. Detailliert wird die Installation des Spiels beschrieben, und auch die Bedeutung der einzelnen Optionen wird deutlich erklärt. Selbst bei Fachbegriffen zu den Grafikkarteneinstellungen wird der Spieler nicht alleine gelassen. Ihre Bedeutung und die Auswirkungen auf das Spiel werden anschaulich dargestellt. Die Installation des Spiels gestaltet sich dementsprechend problemlos. Keiner der jugendlichen Spieletester hatte Probleme, das Spiel eigenständig zu installieren und einzustellen. Das Spiel selbst wird ebenfalls ausgiebig erklärt, inklusive aller im Spiel verfügbaren Einheiten und Gebäude. Selbst der dem Spiel mitgelieferte Karteneditor, eine Software um eigene Missionen zu erstellen, wird in der Bedienungsanleitung gut beschrieben. Derart gut informiert, gestaltet sich der Einstieg in das Spiel unkompliziert und problemlos.
Im Spiel gilt es zunächst eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen. Diese ist Grundversorgung für eine Armee. Militär ist eine kostspielige Angelegenheit, und viele der hierfür benötigten Waren müssen zunächst inklusive der benötigen Rohstoffe selber hergestellt werden. In "Stronghold Legends" gehören neben Holz, Steinen und Eisen, Hopfen und Bier, Pech, Weizen, Mehl und Kerzen auch Äpfel, Käse, Fleisch, Brot, Wein, Aale, Schweine und Gemüse sowie Ehre und Beliebtheit zu den benötigten Ressourcen. Im Spielverlauf ergibt sich auch dieser Fülle eine beachtliche Komplexität wirtschaftlicher Zusammenhänge, die sich aber wegen ihrer gut nachvollziehbaren logischen Interaktionen schnell von den Spieletestern überblicken und beherrschen ließen. Zur leichten Einprägsamkeit der wirtschaftlichen Zusammenhänge mag auch beitragen haben, dass produzierte Waren nicht einfach so in einem Lager oder einer Tabelle auftauchen. Waren und die benötigten Rohstoffe werden von den Arbeitern für den Spieler gut sichtbar zwischen den Produktionsstätten und den Lagerräumen hin und her transportiert, so dass nach einer Weile auch visuell ein reges Treiben in den Burgen und Dörfern herrscht.
Planerisches Vorgehen und der Umgang mit komplexen Strukturen dient letztendlich dazu, die eigene Burg aufzurüsten und eine Armee zu erstellen. Die produzierbaren Einheiten unterscheiden sich dabei sehr stark in Bezug auf Panzerung, Stärke und Geschwindigkeit. Auch die Einsatzmöglichkeiten der einzelnen Einheiten sind stark unterschiedlich. Dies erfordert, neben der globalen und langfristigen wirtschaftlichen und militärischen Planung, auch ein taktisch geschicktes Vorgehen. In "Stronghold Legends" gewinnt nicht unbedingt der Spieler, der die meisten Truppen baut, sondern derjenige, der sie am geschicktesten einzusetzen vermag.
Im Singleplayer-Spiel stehen drei Spielmodi zur Verfügung. Im Modus "Legenden-Pfad" spielt der Spieler je eine von drei Kampagnen in aufsteigender Schwierigkeit. Er erlebt dabei die Legenden um Arthus, Siegfried oder Graf Vladi Dracul. Alternativ können einzelne Karten gegen bis zu drei Computergegner gespielt werden, oder, als letzte Möglichkeit, können selbst erstellte Szenarien (siehe unten) bestritten werden. Neben diesen Singleplayer-Optionen stehen auch einige Multiplayer-Optionen zur Verfügung. Über das Internet oder ein lokales Netzwerk können bis zu vier Spieler entweder "Alle gegen Alle" oder im Team gegeneinander antreten. Dabei können menschliche Spieler auch durch Computergegner ersetzt werden. So kann ein Team aus mehreren menschlichen Spielern auch gegen ein Computerteam antreten. Gespielt werden die Multiplayer-Spiele in einem von insgesamt vier Modi. Der Deathmatch-Modus bildet den "normalen" Spieltyp, indem die Gegner vernichtet werden müssen. In den Modi "King of the Hill" und "Capture the Flag" muss eine Burg in der Mitte der Karte bzw. mehrere Flaggen eingenommen werden. Der Spieler, dem dies als erstes gelingt, gewinnt das Spiel. Dieser Modus gestaltet sich taktischer als der erste. Der Modus "Wirtschaftskrieg" stellt zusätzlich eine interessante Alternative dar. Hier rücken wirtschaftliche Spielziele in den Fokus des Spielgeschehens.
Ein mitgelieferter, einfach zu bedienender Karteneditor ermöglicht es dem Spieler, eigenen Karten zu kreieren und zu bespielen, so dass praktisch endlos viele Level verfügbar sind. Dies wirkt sich positiv auf die Langzeitmotivation aus und bietet zudem kreative Möglichkeiten. Das Erstellen der Karten machte den Spieletestern riesig Spaß.
Die Grafik des Spiels wurde von den Spieletestern als relativ gut empfunden. Hervorzuheben ist hier die angenehme Möglichkeit, die Perspektive in eine Draufsicht zu schalten. Diese ermöglicht eine deutlich bessere Übersicht. Der Sound von "Stronghold Legends" wurde von den Jugendlichen als sehr gut bewertet. Allerdings passt sich die Hintergrundmusik nicht an die Spielsituation und die mit ihr verbundene Stimmung an. Selbst in einer Schlacht dudelt die nette mittelalterliche Musik lustig weiter vor sich hin.
Insgesamt ist "Stronghold Legends" ein nicht ganz typischer aber innovativer Vertreter seines Genres, der sowohl Genreprofis wie auch Anfängern viel Spaß bereiten kann.