So Blonde

Genre
Adventure
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
dtp Entertainment AG
Erscheinungsjahr
2008.03
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Als witzige Hommage an Spieleklassiker genial, als Spiel lahm
Gruppenleiter
Marco Fileccia
Elsa-Brändström-Gymnasium Oberhausen
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
"So Blonde", ins Deutsche mit "Typisch Blondine" zu übersetzen - der Name ist Programm. Sunny Lane ist das 17-jährige Klischee einer Paris Hilton, reich, vermeintlich schön und verwöhnt. Pech für die Hauptfigur, dass ihr doppeltes Unglück widerfuhr und sie nach einem Schiffsunglück auf einer einsamen Insel strandete und sich auch, was noch viel schlimmmer ist, im 17. Jahrhundert inmitten der wilden Piratenzeit wiederfand. Der Spieler muss ihr nun durch Rätsel, Gespräche, Gegenstände und Minispiele dabei helfen, ihr gewohntes Leben zwischen Schuhgeschäft und Drogerie wiederzuerlangen.
Bis hierhin ist das Spiel aus dem Hause Wizarbox ein typisches Point & Click-Adventure, die sich dadurch auszeichnen, dass der Spieler ohne Zeitdruck per Draufzeigen ("Point") und Mausklick ("Click") Aktionen auslösen, Gegenstände einsammeln oder im Szenario herumlaufen kann. Aber: "So Blonde" ist eine Hommage und mit seinen zahlreichen Anspielungen an Super Mario, Monkey Island, Zurück in die Zukunft und viele anderen eigentlich ein Insider-Spiel für Computerspielliebhaber, die das Buch "Wir waren Space Invaders" von Mathias Mertens und Tobias Meissner nicht nur gelesen, sondern auch gelebt haben.
Dabei wurde die Story von "So Blonde" vom berühmten Autor Steve Ince (Baphomets Fluch) geschrieben, was sie zu einer wunderbaren Satire, gespickt mit witzigen Anspielungen machte. Gleichzeitig macht genau dies das Spiel so schlecht, denn es hadert damit, sich nicht entscheiden zu können zwischen einem massentauglichen Computerspiel und einem Insider-Tip für Spielfreaks. Und, so die einhellige Meinung der Testergruppe, es ist "lahm".
Die Handlung ist aber nett und gut präsentiert, kommt nur leider sehr langsam in Fahrt. Das Spiel motiviert erst richtig mit dem Einführen von Nebenhandlungen und weiteren Personen. Das Karibik-Flair kommt gut rüber und die Hintergründe sind schön gezeichnet. Besonders die Sprecher sind passend gewählt. Alles wirkt wie aus einem Guss, was Atmosphäre schafft. Hanna (15) drückt es so aus: "Ich fand die Hintergrundgeschichte sehr schön. Sie hat auf eine nicht verletzende Art und Weise über Blondinen hergezogen. Auch die Geschichte die gespielt wird, hat ihren Reiz. Durch die vielen unterschiedlichen Schauplätze verliert die Geschichte auch nicht an Spannung und auch die vielen Charaktere machen das Spiel interessant".

Pädagogische Beurteilung:
Das Schlechte vorneweg von Spieletester Daniel (17): "Die Hauptfigur ist mir viel zu doof und naiv", wobei die Doofheit, anders als in der Realität, nicht konsequent durchgehalten wird. Wie könnte sonst jemand, der zu Beginn Geographie und Geometrie verwechselt so gekonnt das Wort "Behelfsobservatorium" sinnhaft verwenden?
"Das Spiel hat viele lange und langweilige Passagen, in denen viel gelaufen und gerätselt wird", so auch Carla (14). Die Rätsel sind oft komplex und dabei nicht immer logisch. Oftmals muss man weit zurück in schon verlassene Spielorte, weswegen der Spieler viele Szenarien doppelt oder dreifach sieht. Auch ist nicht immer klar, wofür und wann man bestimmte Gegenstände braucht. Diese sind außerdem noch sehr schwer auf den Hintergründen auszumachen. Diese Design-Macken machen das Spiel schwierig zu spielen und nicht leicht zugänglich, fanden die Spieletesterinnen und –tester. 
Die Steuerung ist genre-typisch gut gelungen und geht leicht von der Hand, störend ist aber die Ungenauigkeit: So ist beim Anvisieren von Gegenständen zentimetergenaues Zielen absolut notwendig.
Die Insel-Szenarien sind schön gezeichnet und mit 3D-Figuren versehen. Diese passen sehr gut ins Setting und erschaffen eine passende Spielwelt. Auch die Minispiele sind hübsch gestaltet und abwechslungsreich. Die Spielfiguren sind comichaft und liebevoll gezeichnet. Das Spiel kommt trotz hoher Erwartungen an Blondinen auch ohne sexuelle Anspielungen oder knisternde Erotik aus, sieht man vom bauchfreien Oberteil mal ab. Ist also – wie ohne Gewaltdarstellungen oder Horrorszenen – auch in diesem Sinne jugendfrei.
Besonderes Lob gebührt der deutschen Audio-Bearbeitung: Die Stimmen sind gut gewählt und sprechen die Texte passend. Auch bekannte Stimmen wie die von Christine Pappert, bekannt als die deutsche Stimme von Carry Heffernan aus King of Queens. Die Musik ist passend und nicht zu aufdringlich. Sie unterstreicht die Atmosphäre, ohne vom Wesentlichen abzulenken. Allein die Geräuschkulisse passt nicht. Eine Kokosnuss, die auf ein Brett fällt, klingt nach einer Vollbremsung. Klingt komisch, ist in "So Blonde" aber so. Die Minispiele lockern das Spielgeschehen allerdings angenehm auf.

"So Blonde" erinnert an große Adventure-Spiele und die Zutaten sind auch da: Das Setting ist (weitestgehend) unverbraucht, schön gezeichnet, der Humor stimmt und die Personen sind klasse. Leider krankt das Spiel an drei Dingen, so die jugendlichen Spieletester:
Einen sympathischen Helden. Sunny Lane ist sehr naiv und doof (Zitat: "Ach das ist also eine Insel? Ich war noch nie gut in Geometrie." Eigentlich ein Brüller, solche Sprüche häufen sich aber so oft, dass Sunny als selten dämlich rüber kommt). Außerdem ist Sunny verzogen und eitel. Passt eigentlich gut, nervt aber auf Dauer und stört die Identifikation, bei Jungen wie bei Mädchen.
Die Rätsel von "So Blonde" sind oft sehr gut, logisch und witzig. Nur leider gehören manche nicht in diese Kategorie. Ein Beispiel? Sunny schafft es nicht, eine Leiter auf einem Regal zu erreichen. Auf dem Regal liegt außerdem noch eine Kanonenkugel. Klar, sie muss es schaffen, dass die Kanonenkugel nach links rollt, damit das Brett unter der Last zusammenbricht. Das war schon schwer? Gut aufgepasst! Weder mit einem Besen (Schubsen oder Leiter angeln), noch mit einem Stein (dagegen werfen), noch auf ein Fass zu steigen. um die Leiter so zu holen sind richtig, sondern mit einem Korken (!) die Kugel ins Rollen zu bringen, indem Sunny ihn gegen die Kugel wirft. Dass eine Kanonenkugel knapp 15 Kilo wog und ein Korken geschätzte 200 Gramm, muss man hier vernachlässigen.
Kurze Ladezeiten: Am meisten nervt, dass "So Blonde" nach jedem Wechsel des Abschnittes lange lädt. Bei den häufigen Wechseln der Abschnitte kann das schnell nerven. 

Fazit:
Wer Frustresistenz und Geduld mitbringt, bekommt mit "So Blonde" ein sehr schönes Adventure, dessen Stärke ganz klar sein Humor ist. Ob Strip-Armdrücken, Witze-Duell mit einer Piratin oder das Angeln nach einem Klo-Schlüssel durch ein Gitterfenster, "So Blonde" inszeniert dies alles lustig und sehr atmosphärisch. Die Dialoge sind gut und nur selten so dämlich wie die von Sunny. Besonders gut sind die Seitenhiebe auf andere Spiele. Z.B.: Sunny sucht nach einem Schlüssel und findet einen toten Körper. Sie verweigert das Durchsuchen des Leichnams mit den Worten: "Leichen fleddern? Ich spiele doch keine WOW!" Diese sind die starken Momente von "So Blonde" die Freunde des Adventure-Genres lange vor den Bildschirm fesseln. Neulinge greifen eher zu leichteren Spielen, wie: "Jack Keane" oder "Ankh".

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Spieletester
Elsa-Brändström-Gymnasium Oberhausen
Oberhausen
Bewertung Spielspass