Shutter Island - Das Adventure Spiel


Spielbeschreibung:
Der US-Marshal Edward Daniels untersucht im Jahr 1954 mit seinem Partner Chuck Aule das Verschwinden der Patientin Rachel Solando aus dem „Ashecliffe Hospital“ für psychisch kranke Schwerverbrecher, das auf der fiktiven Insel Shutter Island vor der Küste von Massachusetts liegt. Im Laufe der Handlung vermischen sich Halluzinationen und Erinnerungen an seine eigene Rolle bei der Befreiung des KZ Dachau und entwickeln sich zu einer ernsten Angststörung, begleitet von schweren körperlichen Beschwerden und paranoiden Schüben.
Auf Shutter Island werden laut den Recherchen von Edward Daniels die Menschenversuche der Nazis an ahnungslosen psychisch kranken Menschen aus den USA fortgeführt. Dazu kommen furchtbare Träume an seine verbrannte Frau und seine ertränkten Kinder. Die grausame und bedrückende Geschichte des US Marshals löst sich in einem verblüffenden und düsteren Ende auf. Martin Scorsese verfilmte diesen US-amerikanischer Psychothriller mit Leonardo DiCaprio 2003 nach dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Dennis Lehane. Der Film kam mit einer Freigabe ab 16 Jahren durch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft in die Kinos. Das Spiel zum Film "Shutter Island - Das Adventure Spiel" wirbt mit den Slogan „Diese Insel wirst du nie verlassen” auf seinem Cover und wurde mit einem USK Siegel von 6 Jahren freigegeben. Spätestens hier stutzten meine Tester das erste Mal. Das kann doch gar nicht sein - oder?
Pädagogische Beurteilung:
Spielmechanik
Der von meinen Testern vermutete (teils ersehnte) Horror der Filmvorlage bleibt aber aus. "Shutter Island - Das Adventure Spiel" ist ein Wimmelbildspiel, in dem wir verborgene Gegenstände suchen müssen und uns durch verschiedene, leicht animierte Standbilder in der Geschichte fortbewegen. In kurzen, statischen und selbstablaufenden Texteinblendungen mit den Originalschauspielern (außer dem Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio) bekommen wir kleine inhaltliche Inputs, z.B. Patientenakten mit teils erschreckenden Details über die jeweilige Krankheit, aber an den Horror aus dem Film reichen diese nicht im Entferntesten heran. Wir suchen im Wesentlichen Objekte, die uns am unteren Bildrand angezeigt werden. Einige dieser Objekte wandern in eine Werkzeugkiste. Die Objekte müssen zu gegebener Zeit eingesetzt werden, damit wir im Spiel weiterkommen. Damit das nicht zu kompliziert wird, werden mit Hilfe von Nebel Orte markiert, mit denen wir interagieren können. Falls wir mal einen Gegenstand nicht finden können, ist zudem eine Hilfe in Form einer Taschenlampe integriert. Die Suchaufgaben werden gelegentlich durch Minispiele unterbrochen. So muss man u.a. Zahnräder zum Laufen bringen, Bilder vergleichen, ein Schiebepuzzle oder ein Matherätsel lösen. Die Spiele sind aber auch nicht wirklich fordernd. Falls man auf der Suche nach den Objekten immer wieder daneben liegt, friert der Bildschirm kurz ein und färbt sich an den Rändern rot. Ein Text klärt uns dann auf, dass US Marshal Edward Daniels an Kopfschmerzen leidet. Das gesamte Spiel kommt ohne Sprachausgabe aus, Lesekenntnisse werden also vorausgesetzt.
Entwarnung?
Gegen Ende verdichtet sich die Atmosphäre dann ein wenig, mit dem Film von Martin Scorsese hat das Spiel aber bis auf die Charaktere und die Orte wenig zu tun. Auf mein ungläubiges Staunen über die Differenz zwischen der Wucht des Films und der spielerischen Umsetzung in einem Wimmelbildspiel reagierten meine Tester allerdings überraschend. Zitate der Tester: „Das ist schon gruselig!” „Massenmörder in einem Spiel ab sechs Jahren hat man auch nicht oft.” Das ist sicher richtig und ob die grundsätzliche Thematik des Spiels altersgerecht ist, ist mehr als fraglich. Auf der anderen Seite kommen in dem Spiel nur wenige Elemente zum Tragen, die meine Tester nachhaltig ängstigen könnten, von einigen Geschichten in den Krankenakten abgesehen. Dort finden sich ganz kurze Beschreibungen schizophrener Mörder, die aber meine Tester auch nicht überbelasteten. Im Spiel selber gibt es keine Gewaltszenen und auch von unzumutbarem Stress bei dem statischen Spielverlauf des Wimmelbildspiels konnte hier nicht wirklich die Rede sein. Dass die Tester das Spiel trotzdem spannend fanden, lag im Wesentlichen am detailreichen und düsteren Setting, der Thematik Psychiatrie und Verbrechen und der auffallend gelungenen Musik- und Sounduntermalung. Dass sie sich zudem mit einem Spiel befassen konnten, das ursprünglich als Film für Erwachsene gemacht wurde, machte einen zusätzlichen Reiz aus.
Fazit:
"Shutter Island - Das Adventure Spiel" ist kein Spiel für Kinder unter 12 Jahren. Die düstere Thematik und die gewollte Horrorfilm-Atmosphäre können Kinder sehr jungen Alters ängstigen. Wahrscheinlich scheitern diese sehr jungen Spielerinnen und Spieler aber auch an der fehlenden Sprachausgabe und dem eigenen Leseverständnis. Wimmelbildspiele sind jedoch gerade in dieser Altersgruppe sehr beliebt und es gibt auch hier genügend hochwertigere und altersgerechte Alternativen, mit denen man sehr gut Lesen üben kann und mehr Spaß hat.
