Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper

Genre
Adventure
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 14 Jahre
Vertrieb
Frogware / Koch Media GmbH
Erscheinungsjahr
2009.03
Systeme
PC, Xbox 360
System im Test
PC
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Düsterer Krimi im sozialen Brennpunkt
Gruppenleiter
Dirk Poerschke
Game On/Two Kinderhilfezentrum Düsseldorf
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Dass sich die Geschichten um den Detektiv Sherlock Holmes und seinen Freund Dr. Watson hervorragend als Vorlage für Adventure-Games eignen, zeigt die beachtliche Zahl der Veröffentlichungen verschiedenster Spielehersteller. Ein gutes Dutzend von Kriminalfällen des berühmten Detektivs finden sich derzeit in der Computerspielabteilung des Onlineversandhandels Amazon.
Bezug nehmend auf die Zeit der "viktorianischen Ära" und der beginnenden "Ära des Imperialismus" in England schuf der schottische Arzt und Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle diese weltberühmte Romanfigur. Dass sich in dieser Zeit auch eine der spektakulärsten Mordserien um den nie gefassten "Jack the Ripper" ereignete, beflügelte schon immer die Phantasie von Krimifreunden und Autoren. Während Sir Arthur Conan Doyle seinen Detektiv niemals mit realen Personen seiner Zeit zusammentreffen ließ, haben zahlreiche andere Autoren und jetzt auch Spielmacher ein Zusammentreffen arrangiert.

London 1888. Einer der brutalsten Serienmörder mordet im Armenviertel Whitechapel Frauen und verbreitet Angst und Schrecken. Hier, wo gescheiterte Existenzen zwischen Alkoholsucht und Prostitution die düstere Seite des beginnenden wirtschaftlichen Aufschwungs im Londoner East End aufzeigen, sind Opfer und Armut die tägliche Realität. Aber die Morde Jack the Rippers unterscheiden sich in der Art der Ausführung von den vielen anderen unnatürlichen Todesfällen. Den Opfern wurden Organe entnommen und sie wurden auf das grausamste verstümmelt. Nach dem ersten Opfer, Mary Ann Nichols, erfährt der Detektiv Holmes durch seinen Freund Dr. Watson von diesem rätselhaften Fall und entschließt sich Nachforschungen anzustellen. Damit beginnt die Suche nach dem Täter in der für Holmes typischen forensischen Arbeitsmethode , die auf einer detailgenauen Beobachtung und nüchterne Schlussfolgerung beruht.
Das Spiel wurde von der Firma Frogware entwickelt, die schon mit vier weiteren Titeln um den Meisterdetektiv Erfahrungen machen konnte und wurde mit einer Alterskennzeichnung ab zwölf Jahren in Deutschland in den Handel gebracht.

Pädagogische Beurteilung:
Schon der Verpackung merkt man an, das sich die Hersteller hier besonders Mühe gegeben haben. Ein verständliches und informatives Handbuch informiert nicht nur über die wichtigsten Funktionen des Spiels, sondern liefert spannende Hintergrundinformationen vom Sherlock-Holmes-Experten Michael Ross zu den Romanfiguren und zu Jack the Ripper.
Des Weiteren liegt dem Spiel noch eine limitierte DVD mit drei Folgen aus der Sherlock- Holmes-Fernsehreihe mit Jeremy Brett bei, der mit seiner Interpretation dem Romancharakter sehr nahe kam und mit seinem Schauspielerkollegen Edward Hardwicke, der Jahre lang den Dr. Watson verkörperte, eine sehr erfolgreiche Serie für das englische Fernsehen produzierte.
Ein gut gemachtes Intro beim Spiel hilft beim Einstieg und der Orientierung. Für das Verstehen der Regeln ist das Handbuch nicht nötig. Es handelt sich um die für Adventure-Games typische einfache Steuerung. Mit der Maustaste kann man Gegenstände untersuchen, mit einem anderen Charakteren sprechen, Gegenstände bewegen oder zeigt an wohin man gehen will.
Für die Figur haben wir die klassische Perspektive der dritten Person und auch die Ego- Perspektive zur Verfügung. Meine Tester wählten automatisch die Ego-Perspektive.
Die Figur, die wir spielten, konnten wir allerdings nicht selber wählen. Hier erwartete uns eine Überraschung. Wir spielen nicht nur den Meisterdetektiv sondern in einigen Aufgaben auch Dr.Watson. Das ist stimmig aufgeteilt und durch kurze Zwischensequenzen verbunden. Einen Mehrspieler- oder Onlinemodus gibt es nicht. Auffallend ist von Beginn an die gute deutsche Sprachausgabe. Die Sprecher der Figuren sind gut gewählt und die Geräusche und Soundkulisse überzeugen.
Meine Testergruppe entspannte sich nach anfänglichen Missmut (sie sind keine Fans von Adventure-Games) und schaute gebannt auf diesen interaktiven Kriminalfall. Die düstere Umgebung Whitechapels mit den gefährlichen Gassen und der spröde Charakter des Privatdetektivs Holmes konnten sie doch fesseln. Die grafische Umsetzung ist realistisch und die Charaktere der meisten Spielfiguren sind gut ausgearbeitet.
Zum Glück hat man auf den Realismus bei der Darstellung der Toten verzichtet und eine Lösung gewählt, die trotzdem sehr intensiv wirkt und die Grausamkeit der Morde unterstreicht. Wir begegnen den Toten als einer Zeichnung, die wir untersuchen müssen, um weitere Hinweise auf den Täter zu bekommen. Diese Hinweise werden auf Schautafeln gesammelt und müssen vom Spieler logisch in die richtige Reihenfolge gebracht werden um daraus die richtigen Fakten ableiten zu können. Der Schwierigkeitsgrad zum Erlangen der Hinweise und die Ableitung der Schlussfolgerungen war bei meinen Testern nicht sehr hoch und das Spiel ist dadurch auch von Anfängern in dem Genre der Adventure-Games zu meistern.
Die Darstellung der eigentlichen Mordtat wird ins Dunkel verlegt und durch geschickte Perspektivenwechsel unkenntlich gemacht. Lediglich die Geräuschkulisse sprengt den Rahmen. Das Klatschen von Blut auf den Boden, das Röcheln der Frauen und das Wüten des Mörders ließen meine Tester nochmal erstaunt auf die Verpackung schauen. Von der Pegi wegen der dargestellten Gewalt mit einer Freigabe ab 16 Jahren versehen, ist die Freigabe ab zwölf Jahren in Deutschland doch etwas niedrig angesetzt. Zitat, Tester: "Du meine Güte! Mit 14 oder 15 gerne, aber für 12-jährige niemals."
Das zeigt sich auch in der für Whitechapel für das Jahr 1888 typischen Zusammensetzung der Figuren - Prostituierte, Schläger, Säufer und dazwischen immer arme zugewanderte Handwerker oder frustrierte Ärzte, denen zum Beispiel die Mittel für Prothesen fehlen. In Gesprächen mit diesen Charakteren sammelt Holmes und Watson kleine Hinweise auf den Mordfall oder helfen schon mal den Armen ein wenig weiter, Holmes aber nicht, ohne seine distanzierte Haltung eines Privilegierten den Armen gegenüber zu verlassen. So äußert sich Holmes zbs. abfällig über Prostituierte. Dr. Watson erinnert Holmes mehrmals an soziale Missstände und ihre Ursachen und rückt die seltsame Meinung Holmes unwidersprochen zurecht. Dabei wird an den Spieler eine hohe Anforderung gestellt, um die inhaltliche Bedeutung der Geschichte zu erkennen und angemessen einzuschätzen. Welche moralischen Werte vermittelt das Spiel und regt es zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen Werten an oder ist es nur ein weiterer fiktiver Mordfall um den berühmten Detektiv Holmes?
Zitat, Tester:" Kann ich das Spiel mitnehmen? Ich muss wissen wie es ausgeht."

Fazit:
Mit "Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper" ist die Vermischung einer Romanfigur und dem realen Grauen in Form des Jack the Rippers gelungen und transportiert dabei glaubhaft Elend und Armut zur damaligen Zeit. Das Spiel kann nicht die menschenunwürdigen Verhältnisse der damaligen Zeit ohne ein düsteres Ambiente zeichnen und es kann nicht die grauenhaften Morde so abschwächen, das sie unglaubhaft wirken. Die gut gelungene Alternative auf Zeichnungen der Opfer zurückzugreifen und das gut gemachte Verstecken schlimmer Gewalt kann für sehr junge Spieler nicht geeignet sein und die Meinung innerhalb meiner Testergruppe über die Notwendigkeit einer differenzierteren Einstufung bei den Alterskennzeichnungen war einstimmig.
Das Spiel bekommt eine pädagogische Empfehlung ab 14 Jahren und meine Testergruppe bekam durch das Spiel eine literarische Empfehlung, die Romane des Sir Arthur Conan Doyle mit seinem Privatdetektiv Sherlock Holmes und dem Assistenten Dr. Watson zu lesen.
Das ist hochspannend und wie schon gesagt. Zitat: Tester "Ich muss wissen wie das ausgeht."

Beurteilung der Spieletester zuklappen
Spieletester
Goethe-Gymnasium Düsseldorf
Düsseldorf
Bewertung Spielspass