Shadow Tactics: Blades of the Shogun

Genre
Strategie
USK
ab 16 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 16 Jahre
Vertrieb
Daedalic Entertainment
Erscheinungsjahr
2016.12
Systeme
PC, Playstation 4, Xbox One, Mac, Linux
System im Test
PC
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Sehr gelungenes Strategiespiel, das sich an erfahrene Spieler_innen richtet
Zusatzinformationen ausklappen
Interessant für
Taktiker_innen und Strategie-Fans
Sprache
Englisch oder Japanisch mit deutschen Untertiteln
Grafik
ansprechender Comiclook
Sound
passende Sprecher_innen, unauffälliger Soundtrack

Steuerung
einfach
komplex
Anforderungen
einfach
schwer
Zeitaufwand
gering
hoch
Spielwelt
linear
offen

Indentifikationsfiguren
die Spezialeinheit bestehend aus Mugen, Yuki, Hayato, Aiko & Takuma
Mehrspielermodus
nicht vorhanden
Spielforderungen
Strategisches Denken, Geduld, Frusttoleranz
Zusatzkosten
nicht vorhanden
Problematische Aspekte
Militärisches Szenario
Autor
Ingmar Böke
Einzeltest
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Das Strategiespiel wurde vom deutschen Entwicklerstudio Mimimi Productions entwickelt und setzt auf einen stimmigen Comic-Look, der viel mit warmen Pastellfarben arbeitet. Angesiedelt ist der Titel im mittelalterlichen Japan. Ein neuer Shogun hat dem Land Frieden und Wachstum beschert, doch seine Feinde drohen das Reich ins Chaos zu stürzen. Im Auftrag des Shoguns müssen Spieler_innen nun Sabotageakte hinter feindlichen Linien durchführen. Die Missionsareale werden aus der Vogelperspektive gezeigt und können dank frei beweglicher Kamera genaustens eingesehen werden. Zu Beginn jeden Levels wird ein Missionsziel vorgegeben, das nur erreicht werden kann, indem eine gegnerische Übermacht an Wachen überwunden und ein bestimmtes Gebiet auf der Karte erreicht wird. Da eine offene Konfrontation zumeist tödlich endet, müssen Spieler_innen möglichst unauffällig vorankommen und das Auslösen eines Alarms vermeiden.
In sämtlichen Leveln steht eine festgelegte Auswahl an Protagonist_innen zur Verfügung, zwischen denen jederzeit hin und her gewechselt werden kann. Jede dieser Figuren verfügt dabei über individuelle Spezialfähigkeiten und Schwächen. So ist beispielweise die Verkleidungskünstlerin Aiko mit dem richtigen Outfit in der Lage, sich frei im Sichtfeld der Wachen zu bewegen. Die junge Yuki kann wiederum Gegner mit einer Pfeife anlocken und Fallen auslegen. Möglichst optimal müssen die Fähigkeiten der Figuren aufeinander abgestimmt werden, um sich Schritt für Schritt der gegnerischen Wachen zu entledigen. In diesem Zusammenhang elementar ist das Ausknobeln geeigneter Taktiken. Dabei steht zumeist eine Vielzahl an theoretischen Möglichkeiten zur Verfügung. Ein Mehrspielermodus ist weder online noch offline vorhanden. Auf übernatürliche Elemente wird komplett verzichtet.

Pädagogische Beurteilung:
Aufmerksamkeit sollte vermieden werden
Der Sichtradius einzelner Wachen lässt sich per Knopfdruck einblenden und sollte stets gemieden werden. Ducken sich die Spielfiguren, sind sie grundsätzlich schwieriger zu entdecken. Als Versteck können beispielsweise Gebüsche oder Häuser dienen. Insofern Gegner nichts Verdächtiges entdecken oder fest an einem bestimmten Punkt positioniert sind, folgen sie auf Patrouillengängen immer demselben Pfad. Ihre Bewegungsabläufe müssen einstudiert werden, um eine Wache dann auszuschalten, wenn sie sich gerade nicht im Blickfeld ihrer Kameraden befindet. Ob Gegner getötet oder betäubt werden, liegt in der Hand der Spieler_innen. Bisweilen können Widersacher auch umschlichen werden. Wird sich für eine friedliche Lösung entschieden, erhöht sich jedoch die Gefahr, dass verschonte Personen zu einem späteren Zeitpunkt zur Bedrohung werden. Prinzipiell sollten sowohl Leichen als auch bewusstlose Körper versteckt werden, etwa in Hecken oder leerstehenden Gebäuden.

Umgebungseinflüsse von Nutzen
Eine genaue Auseinandersetzung mit der Spielwelt ist grundsätzlich lohnenswert. So können vermeintliche Unfälle inszeniert werden, um Gegner zu eliminieren. Beispielsweise wenn ein lockerer Felsvorsprung zum Einsturz gebracht wird, damit er auf eine Wache fällt. Dieser Vorgang erweckt zwar kurzzeitiges Aufsehen, wird aber schnell als Unfall abgebucht und führt nicht zum Auslösen des Alarms. Bisweilen können auch die Wetterverhältnisse in die Planungen der Spieler_innen einbezogen werden. Liegt in einem Level Schnee, erwecken verräterische Fußspuren schnell Misstrauen. Sobald ein Wachtposten die Spuren entdeckt, inspiziert er sie aus der Nähe und läuft somit gegebenenfalls in eine Falle der Spieler_innen.

Timing zählt
Zunehmend an Bedeutung gewinnt der sogenannte Shadow-Modus. Dieser erlaubt es mehreren Charakteren gleichzeitig eine Aktion auszuführen. Befinden sich etwa zwei Wachen immer im Blickfeld der jeweils anderen, können nacheinander zwei Spielfiguren mit dem Vorhaben vertraut gemacht werden, jeweils eine der Wachen von hinten auszuschalten. Der Plan wird allerdings erst ausgeführt, wenn er per finalem Knopfdruck bestätigt wird. Ist dieser Schritt erfolgt, setzen beide Protagonisten gleichzeitig das Vorhaben um. Mit dem richtigen Timing sind beide Wachen schnell genug eliminiert, bevor eine von ihnen Alarm schlagen kann.

Komfortables Spielerlebnis
Glücklicherweise werden Spieler_innen schrittweise an die einzelnen Spielaspekte herangeführt und nicht mit allen fünf Protagonisten auf einmal überfordert. So besteht in den ersten Missionen die Gelegenheit, sämtliche Spezialfähigkeiten und Spieloptionen in Ruhe kennenzulernen, bevor der Schwierigkeitsgrad später deutlich anzieht. Da Scheitern im Spielprinzip inbegriffen ist, erweist sich gerade die Schnellspeicher-Funktion als enorm funktional. So reicht ein Knopfdruck zum Speichern, während das Auswählen und Laden der aktuellsten Spielstände im Handumdrehen geschieht. Mit diesem einfachen Kniff verhindern die deutschen Entwickler von Mimimi Productions, dass der Spielfluss ins Stocken gerät.
Weiterhin können in einem Menü Hinweise zur aktuellen Mission eingesehen werden. Im einfachen Spielmodus reagieren die Wachen weniger aufmerksam, Geduld wird Spieler_innen aber in jedem Fall abverlangt. Wer eine besonders große Herausforderung sucht, kann während der Missionen Abzeichen sammeln, die es erlauben, einen Level mit einer besonderen Zielsetzung erneut zu spielen. Diese Ziele – zum Beispiel dürfen bestimmte Gegenstände nicht verwendet werden – richten sich allerdings ausschließlich an sehr erfahrene Spieler_innen. Im leichtesten Schwierigkeitsgrad stehen keine Abzeichen zur Verfügung.

Gruppendynamik
Deutsche Untertitel sind enthalten, die gelungene Sprachausgabe erfolgt jedoch lediglich auf Englisch oder Japanisch. Der Soundtrack liefert einen stimmigen Beitrag zur Spielwelt, sticht aber nicht sonderlich hervor. Dass der unspektakuläre Plot rund um Themen wie Loyalität und Verrat unterhält, liegt insbesondere an den qualitativ hochwertigen Texten. Diesen ist es auch zu verdanken, dass einige Protagonist_innen schnell Sympathie erwecken – nicht zuletzt durch ihren verbalen Austausch innerhalb von Missionen. Eben diese Gespräche sind von einer Dynamik geprägt, die in Videospielen längst nicht selbstverständlich ist.

Befehlsgewalt
Zum Einstieg der ersten Mission ist eine selbstablaufende Sequenz zu sehen, in welcher der Ninja Hayato einem Wachtposten von hinten die Kehle durchschneidet. Anschließend richtet Hayato letzte Worte an den Toten und sagt ihm, es sei „nichts Persönliches". Die Spielfiguren sehen ihr Handeln als Pflicht gegenüber ihrem Shogun. Auch wenn die Spezialeinheit einem gutmütigen Herrscher dient, der für Frieden steht, agieren die Spieler_innen auf Befehl. Diesbezüglich wird ein gewisses Maß an Differenzierungsfähigkeit vorausgesetzt.
Die Gewaltszenen selbst sind nicht besonders drastisch inszeniert. Zudem wird die Gewaltdarstellung durch den genutzten Comicstil ein Stück weit aufgefangen. Gleichzeitig relativiert sich im Umkehrschluss nicht der militärische Gedanke oder das grundsätzliche Auftreten von Gewalt. Auch wenn sich Spieler_innen dazu entscheiden, möglichst friedfertig vorzugehen, werden sie früher oder später dennoch in Situationen geraten, in denen das Töten ihr einziger Ausweg bleibt. Das Spiel hat eine USK 16-Freigabe erhalten und sollte dementsprechend nicht von Spielern unterhalb dieser Altersgrenze gespielt werden.

Fazit:
Denksportfans ab 16 Jahren dürften sich von Shadow Tactics: Blades of the Shogun hervorragend unterhalten fühlen. Ein gewisses Maß an Frusttoleranz sollte vorhanden sein, da regelmäßiges Scheitern zum Spielkonzept gehört. Eine umso größere Befriedigung verschafft hingegen die Erkenntnis, dass sich eine selbst ausgetüftelte Taktik als erfolgreich erwiesen hat. Dass zumeist mehrere Wege ans Ziel führen, sorgt für erhebliche Motivation und Abwechslungsreichtum. Zudem punktet Shadow Tactics mit einigen sympathischen Figuren, die von den gut geschriebenen Texten und der gelungenen Vertonung profitieren.