Scratches
Spielgeschichte:
Der Schriftsteller Michael Arthate kauft ein Herrenhaus in England. Hier möchte er Inspiration für seinen nächsten Thriller finden. Vieles im Haus ist in keinem guten Zustand und Michael begibt sich zunächst daran die Elektrik und vieles mehr in Schuss zu bringen.
Doch irgendetwas Geheimnisvolles scheint in den kalten Mauern des Hauses zu lauern. Es stellt sich heraus dass der Vorbesitzer seine Frau hier getötet hat und mysteriöse Dinge passieren. Michael scheint nicht allein zu sein. Er findet Anzeichen dafür, dass einige Zimmer bewohnt sind, obwohl er allein lebt und er nie Jemanden antrifft. Michael spürt eine beängstigende Beklemmung und hat das Gefühl beobachtet zu werden. Wird es ihm gelingen das Mysterium um seinen neuen Wohnsitz zu lüften?
Pädagogische Beurteilung:
Der Spieler steuert Michael per Mausklick durchs Haus. Während er das Geheimnis des Herrenhauses zu lösen versucht muss er, wie in Adventure-Spielen üblich, verschiedene Gegenstände sammeln und an anderer Stelle einsetzen. So findet er z.b. in einer alten Vase einen Schlüssel, mit dessen Hilfe er die Kellertür öffnen kann. Dies ist notwendig, damit er den Sicherungskasten überprüfen kann. Komischerweise ist hier alles in Ordnung, obwohl nichts funktioniert wie es sollte. Das Licht im gesamten Haus ist ausgefallen und Strom gibt es auch nicht. Entsprechend leise ist es im Gebäude. Das Ticken einer Uhr ist das einzige stetige Geräusch. Kein Wunder also, dass der Spieler sich erschrickt, wenn das Telefon klingelt.
Gerade dieser dezente Einsatz von Soundeffekten verleiht dem Spiel seine besondere Atmosphäre, spaltet jedoch auch die Spieler in zwei Lager: Können die einen sich auf die dichte Atmosphäre einlassen, ist den anderen Scratches zu puristisch inszeniert. Hieran kann man sehr gut sehen, dass ein und dasselbe Spielelement den einen Spieler motivieren können weiterzuspielen, während sie den anderen gerade davon abhalten.
Die Spannung wird nicht wie bei anderen Genrevertretern durch Schockeffekte aufgebaut, sondern unterschwellig und äußerst raffiniert. Unterstützt wird die Stimmung von getragener und bedrohlich wirkender klassischer Hintergrundmusik. Eine Atmosphäre, die daher eher an klassische schwarz-weiß Horrorfilme erinnert, als an modern geschnittene Schockerfilme. Der Tag-Nacht-Wechsel ist dabei besonders gut inszeniert. Über Tag geht es mehr darum einfach Rätsel zu lösen, während nachts der Schwerpunkt auf gruseligen Storyelementen liegt wie die Suche nach einer unheimlichen afrikanischen Maske.
Storymäßig tappt der Spieler oft buchstäblich im Dunkeln, denn es ist manchmal einfach unklar was er als nächstes unternehmen soll. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den afrikanischen Ritualmasken oder den schönen aber düsteren Ölgemälde im Wohnzimmer und dem zurückliegenden Mordfall? Wird er von jemandem der sich im Haus versteckt hält überwacht?
Um das Geheimnis zu lösen sind deshalb vor allem Geduld und sorgfältiges Vorgehen gefragt. Der Spieler muss viele Möglichkeiten ausprobieren, da die Lösungen oft nicht besonders naheliegend sind. Anfänger dieses Genres werden ohne den permanenten Blick in die Komplettlösung wenig Spaß an diesem Spiel haben. Zu oft irrt der Spieler auf der Suche nach dem nächsten Anhaltspunkt durch das Haus, gerade für ungeduldige Spieler ein unmotivierendes Spielelement.
Das Spiel läuft in Echtzeit ab, wobei die große Pendeluhr in der Diele nur dann eine andere Uhrzeit anzeigt, wenn der Spieler der Lösung einen Schritt näher gekommen ist.
An einigen Stellen beschleicht den Spieler jedoch das Gefühl, dass die Entwickler das Spiel künstlich in die Länge ziehen wollten, z.B. wenn man zum wiederholten Mal das gesamte Haus durchsuchen muss.
Fazit:
Angesprochen werden hier nur Fans von Adventure-Spielen, die bereit sind sich auf die klassisch inszenierte Horrostory einzulassen. Genreneulinge oder Spieler die oberflächliche Schockeffekte erwarten werden das Spiel nach kurzer Zeit aus dem Laufwerk nehmen. Wer sich jedoch intensiv mit dem Spiel beschäftigt erlebt ein Abenteuer mit der raffinierten Spannung eines Hitchcock-Thrillers. An einigen kniffligen Stellen kann ein Blick in die Gesamtlösung, die übrigens auch für die meisten Adventures kostenlos im Internet zu finden ist, weiterhelfen. Den Ausschlag für die Entscheidung der USK das Spiel ab 16 Jahren freizugeben liegt wohl an der beklemmenden Stimmung, die erzeugt wird. Jüngere Spieler würden sich aber wahrscheinlich ohnehin in diesem komplexen Spiel überfordert fühlen und Aufgrund der fehlenden Abwechslung und des für das Genre üblichen behäbigen Spielablaufs schnell die Lust an diesem Adventure verlieren.