Quake Live

Genre
Shooter
USK
nicht USK geprüft (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
id Software
Erscheinungsjahr
2009.02
Systeme
PC, Mac
System im Test
PC
Homepage des Spiels
Hinweis(e)
via Steam
Kurzbewertung
Kurzweiliger Ego-Shooter mit modernem Konzept
Gruppenleiter
René Gehrmann
Bürgerzentrum Deutz
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Der Markt der Browser-Games befindet sich im stetigen Wachstum. Eine schier unüberschaubare Anzahl von Spielen wartet im Internet auf die Zielgruppe der Casual-Gamer, der Gelegenheitsspieler. Waren bislang vor allem, mitunter bedingt durch die technischen Möglichkeiten und Hindernisse, eher schlicht aufgemachte Simulations-, Strategie- und Rollenspiele im Fokus der Entwickler, versucht nun als erster großer Multiplayer-Ego-Shooter in 3D-Darstellung "Quake Live" nicht nur die Gunst der Gelegenheitsspieler, sondern auch die der unkritischen Fangemeinde zu gewinnen.
Der hinter diesem Programm stehende Entwickler id Software ist in erster Linie - einmal abgesehen von einigen Jump & Run-Spielen zu dessen Anfangstagen - durch sein umfangreiches Portfolio diverser Ego-Shooter-Titel berühmt und teils berüchtigt. Ein Großteil der Spiele landete hierzulande auf dem Index. Die letzten Titel wie "Quake Wars" oder" "Doom 3" erhielten Freigaben ab 16 bzw. 18 Jahren. Eben jener Hersteller versucht nun, mit einer modernisierten Variante eines bereits bekannten älteren Spiels - "Quake 3 Arena" - den Massenmarkt zu erobern. "Quake Live" ist dabei wie erwähnt ein Ego-Shooter, der vollständig im Browser gespielt werden kann, wahlweise auch im Vollbildmodus. Lediglich ein Benutzerkonto muss eingerichtet, sowie eine Browser-Erweiterung installiert werden, bevor der Spieler von im Grunde jedem beliebigen Rechner aus in die Spielwelt einsteigen kann.
Der Weg den Ego-Shooter im Laufe der Jahre eingeschlagen haben, lieferte bereits genügend Anzeichen für diese Entwicklung. Vom Einzelspielermodus übers Netzwerkspiel, hin zu groß angelegten Multiplayer-Gefechten im Internet und schließlich zu kostenlosen Titeln, welche sich durch Werbung und Downloadable Content (Bezahlinhalte auf freiwilliger Basis) finanzieren. Mit dem Einstieg in das Geschäft der Browser-Games wird nun die nächste und vorerst letzte Etappe beschritten. "Quake Live" finanziert sich dabei ebenfalls durch Werbung. Sogenannte "In-Game-Werbung". Diese wird dynamisch in der Spielwelt auf Wänden eingeblendet. Solange der Spieler damit einverstanden ist, kann er "Quake Live" kostenlos nutzen.
"Quake Live ist ein puristischer Ego-Shooter. Eine Handlung existiert nicht, der Spieler wählt eine Karte, bzw. Level, sowie einen von fünf Spielmodi und wird sofort in das Geschehen hineingeworfen. Die Spielmodi unterscheiden sich dabei hauptsächlich durch die Spieleranzahl und eine mögliche Teamwahl und sind so einfach gestrickt, dass jeder die Prinzipien in Kürze durchschauen und sofort auch an einer bereits bestehenden Partie ohne große Einarbeitungsphase teilnehmen kann. Jede dieser Partien ist weiterhin meist nur 10-15 Minuten lang. "Quake Live" versucht also auf verschiedensten Ebenen, das Einstiegslevel relativ niedrig zu halten, um eine möglichst breite Spielerschaft ansprechen zu können.

Pädagogische Beurteilung:
Die Vorteile von Browser-Games liegen klar auf der Hand. Jeder kann sie spielen und dies überall. Kein langwierigen Installationen oder obligatorischen Kopierschutzmaßnahmen wie der Zwang zum Einlegen der DVD zu Spielbeginn sind von Nöten. Die technischen Vorraussetzungen sind auf ein Minimum reduziert. Auch viele Jahre alte PCs halten den Anforderungen von "Quake Live" stand, und dies bei zwar unzeitgemäßer, aber einer für einen im Browser gespielten Titel nicht unansehnlicher Grafik. Der eigene Wohnraum, der Arbeitsplatz, das Internetcafé oder die Schule kann somit zum Austragungsort der Gefechte werden. Und zu guter Letzt fällt auch die größte Hürde: waren bislang die Spiele von id Software bzw. Ego-Shooter im Allgemeinen frühestens ab 16 Jahren (meist ab 18 Jahren) freigegeben und damit hoffnungsvollerweise auch erst ab diesem Alter erhältlich, ist ein Titel wie "Quake Live" nun praktisch jedem zugänglich. Für Browser-Games existieren keine gesetzlichen Alterskennzeichnungen (weiteres dazu hier). Erwartet man bei Betreten der Internet-Präsenz zumindest eine eventuelle Altersabfrage oder einen Warnhinweis, wird man schnell eines besseren belehrt. Ohne Umwege landet man direkt auf der eigentlichen Seite des Spiels und kann sich innerhalb weniger Minuten registrieren und sein Spielkonto freischalten lassen. Zwar würden sich die meisten Jugendlichen von einer Altersabfrage oder ähnlichem sicherlich nicht abschrecken lassen; das Internet ist ein Hort voll virtueller Identitäten und Schein und Sein. Eine diesbezüglich straffere Regelung wäre im Sinne des Jugendschutzes jedoch durchaus wünschenswert und angebracht. Denn klar ist, dass das Spiel keinesfalls für Kinder und Jugendliche gedacht ist.
Im Gegensatz zu manch anderen Ego-Shootern jedoch hält sich "Quake Live" zugunsten der Allgemeinverträglichkeit deutlich mit Gewaltdarstellungen zurück. Sicherlich, Inhalt des Spiels ist auch hier das Besiegen der Opponenten durch Gewalt. Die Darstellung ist jedoch milder als in vielen vergleichbaren Titeln. Ansonsten inhaltsgleich mit "Quake 3 Arena", wurde bei "Quake Live" auf viele Darstellungsweisen des Vorläufers verzichtet. Ähnlich wie z.B. in "Quake 4" lösen sich die gefallenen Gegner, oder anders ausgedrückt, Mitspieler, nach kurzer Zeit im Nichts auf. Weder Blut, noch eine andere Flüssigkeit weist auf einst vorhandenes Leben hin. Auch die Spielfiguren und das Szenario verstärken den stark fiktiven Charakter von "Quake Live". Futuristisch überzeichnete Kreaturen, Roboter und menschenähnliche Wesen können als Alter Ego ausgewählt werden, um in einzelnen ebenso gestalteten Levels die Partien zu bestreiten. Während vor allem Einzelspieler-Titel des weiteren mehr oder weniger düstere Geschichten rund um das Spielerlebnis stricken, ist bei "Quake Live" hiervon nichts zu spüren. Lediglich der Turniergedanke zählt, obgleich die Atmosphäre des Spiels genretypisch zugegeben eher als gefährlich, dreckig und dunkel, denn als hell und freundlich einzustufen ist.
Oftmals beziehen sich Aussagen über die Spielmotivation von Ego-Shooter-Spielern jedoch weniger auf die Darstellungen von Gewalt. Für viele steht vor allem die möglichst filigrane Beherrschung der Spielmechanik und der damit verknüpfte Sieg über andere Spieler, sowie gute Platzierungen in der auf der Website einsehbaren weltweiten Rangliste. Kurz: Erfolgserlebnisse und Anerkennung. Darauf diese zu geben, versteht sich "Quake Live" recht gut. Zu Spielbeginn muss zunächst eine Trainingsrunde in einem von drei wählbaren Schwierigkeitsgraden absolviert werden. Schon dieser Einstieg ist geschickt gelöst. Einen der höheren Schwierigkeitsgrade kann nur derjenige wählen, der in der Lage ist, vorab bestimmte Aufgaben zu lösen. Auf Grundlage von Treffergenauigkeit und dem Verhältnis von Sieg und Niederlage berechnet das Spiel dann den Spielerlevel. Es bewertet die Fähigkeiten und vergibt einen Rang. Beim Betreten einzelner Partien teilt "Quake Live" den Spieler dann automatisch passenden Mitspielern zu - will heißen Spielern auf ähnlichem Niveau. So wird die bei anderen Online-Ego-Shootern oftmals hohe Frustrationsgefahr gesenkt, gegen viel zu starke Spieler kämpfen zu müssen, bzw. schlechtere Mitspieler im eigenen Team zu haben. Schnell stellen sich somit erste Erfolge ein. Die darauf folgende Verbesserung des eigenen Stils führt wieder zu mehr Erfolgen und so weiter. 
Einfach ist "Quake Live" dennoch nicht. Die Kategorie der schnellen Multiplayer-Ego-Shooter im Turnier-Stil ist seit jeher von geübten Spielern besiedelt. Gutes räumliches Vorstellungsvermögen und schnelle Reflexe sind unabdingbar für ein Weiterkommen. Ruht der Spieler auch nur für einen kurzen Moment, läuft er schnell in Gefahr zu verlieren. Die Karten sind so aufgebaut, dass nur Konzentration, stetiges Laufen und Springen und den Gegner in Beschuss halten zum Erfolg führt. Neben Spielprinzip und Gewaltdarstellung ist allein diese Tatsache ein Hinweis darauf, dass das Spiel nicht für jüngere Spieler geeignet ist.

Fazit:
"Quake Live" versucht ein neues Zeitalter der Ego-Shooter einzuläuten. Kostenfrei, überall und jederzeit spielbar, technische Minimalanforderungen und ohne Alterskennzeichnung. Dass das Spiel jedoch nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen gehört, ist angesichts des Spielinhalts selbstverständlich. Zwar kann man sich darüber streiten, ob dieser nun gewaltverherrlichend, oder bei Durchschauen der Mechanik neutral besetzt ist. Bloßes zur Schau stellen von Gewalt kann man "Quake Live" jedoch nicht unterstellen. Nichtsdestotrotz ist "Quake Live" erst Erwachsenen ab 18 Jahren mit entsprechender Reife, um das Gezeigte auswerten und zwischen virtuellem Geschehen und Realität differenzieren zu können, zu empfehlen. Abseits der Gewaltdarstellung empfiehlt es sich für Erziehende jedoch vor allem auch Spielweise und -dauer ins Auge zu fassen. Online-Spiele können einen oftmals immensen Zeitaufwand nach sich ziehen. Zwar ist "Quake Live" als Browser-Game auf eher kurze Partien und das "Spiel zwischendurch" ausgelegt; die Möglichkeit es prinzipiell überall spielen zu können, erschwert jedoch sowohl die eigene Kontrolle, als auch die der Erziehenden. Schließlich kennt so gut wie jeder Spieler den Satz: "Nur noch eine Runde".