Napoleon - Total War
Spielbeschreibung:
Im Strategiespiel "Napoleon: Total War" von SEGA erlebt der Spieler die großen Feldzüge des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte nach. Das Spiel simuliert die Zeit von 1799 bis 1812, in denen Napoleon weite Teile Europas eroberte und sich schließlich zum Kaiser von Frankreich krönte. Der Spieler übernimmt die Verantwortung über alle Armeen und Städte, die auch Napoleon zu dieser Zeit kontrollierte und muss diese klug einsetzen, um seine Feinde zu bezwingen.
Dabei kommt die Besonderheit der "Total War"-Serie zum Tragen. Auf einer so genannten Strategiekarte verwaltet der Spieler seine Ländereien, baut Festungen aus und verschiebt Armeen, ähnlich wie im Brettspielklassiker "Risiko". Dies läuft rundenbasiert ab, d.h. der Spieler hat unbegrenzt Zeit seine Züge zu planen, bevor der Gegner an der Reihe ist. Durch die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten bietet dieser Modus viele taktische Winkelzüge.
Treffen zwei Armeen auf der Strategiekarte aufeinander, muss der Spieler Echtzeitschlachten schlagen, welche den zweiten Teil des Spiels bilden. Er stellt zu Beginn seine Soldaten in einer Formation auf und lässt sie dann gen Feind marschieren. Während der Schlacht muss er immer wieder neue Befehle geben, so wie es auch ein echter Feldherr in der Schlacht tut.
Dabei legt "Napoleon: Total War" viel Wert auf die historische Korrektheit. Alle auftretenden Personen, Länder und Schlachten sind historisch belegt und realistisch dargestellt. Es kann also auch die berühmte Schlacht bei Waterloo nachgespielt werden, übrigens mit offenem Ausgang (wie es tatsächlich ausging für Napoleon wissen wir ja!).
Diese realistische Darstellung setzt sich auch bei der Grafik und dem Sound fort. Die Waffengeräusche und die Musik klingen so, als wäre man direkt im Geschehen und auch die Grafik ist durch viele Details, wie z.B. Rauchschwaden über den feuernden Soldaten oder einzelnen Reflexionen auf den Rüstungen sehr gut gelungen.
Die Steuerung ist zu Beginn recht kompliziert und der Spieler benötigt mehrere Stunden, bis sie wirklich in Fleisch und Blut übergeht. Danach bietet das Spiel aber schier unendliche Möglichkeiten eigene Strategien zu entwerfen und bleibt dadurch auch nach langer Zeit abwechslungsreich.
Mehrere Stunden benötigt man auch um das Spiel komplett zu beenden. Die drei Kampagnen (Napoleons Italien-, Ägypten- und Europa-Feldzug), die zusätzlichen Einzelschlachten (Waterloo) und die Multiplayer-Kämpfe gegen Freunde können den Spieler bis zu 50 Stunden fesseln.
"Napoleon: Total War" ist in Sachen Grafik, Sound und Atmosphäre über jeden Zweifel erhaben, erkauft sich dies jedoch durch hohe Systemanforderungen. Wer einen PC hat, der vor zwei Jahren schon nicht zur Spitze gehört hat, wird Probleme haben das Spiel ohne Ruckler zu spielen.
Pädagogische Beurteilung:
Der Einstieg
Zu Beginn bietet das Spiel ein Tutorial an, in welchem der Spieler die grundlegenden Funktionen erlernt und Schritt für Schritt angeleitet wird. Eine zusätzliche Beraterfunktion ermöglicht es außerdem, zu jedem Zeitpunkt des Spiels weitere Tipps zu bekommen. Trotzdem werden es Neulinge in diesem Spiel schwer haben. Wer noch nie ein Spiel dieser Komplexität (z.B. "Medieval 2" oder "Anno 1404") gespielt hat, braucht so wie Tester Florian "ewig für die erste Kampagne". Da helfen auch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade wenig, denn die regulieren nur, wie gut die Gegner spielen und nicht wie schwer das Spiel zu steuern ist.
Die Spielmechanik
Diese harte Lernphase wird jedoch mit einer Fülle an strategischen Möglichkeiten belohnt, die zum Ausprobieren einladen. "Steuern runter, damit die Menschen glücklicher sind und nicht merken, dass es an Brot fehlt oder Steuern rauf und mit den für dieses Geld gekauften Soldaten Revolten niederschlagen?", stellt Tester Daniel ein Beispiel vor.
Dabei verlangt "Napoleon" dem Spieler vor allem logisches Denken und gute Koordinationsfähigkeiten ab. "Selten musste ich bei einem Spiel so viel nachdenken." sagte Testerin Carla.
Ein weiterer Pluspunkt des Spiels ist, dass es dem Spieler die Konsequenzen des eigenen Handelns vor Augen führt. Wer seine Bevölkerung unterjocht hat mit Revolten zu kämpfen, wer mit einer unterlegenen Armee angreift wird vernichtet. Dadurch wird man gezwungen jede Aktion zu überdenken und deren Vor- und Nachteile qualitativ abzuwägen.
Historisches Gemetzel?
Die Altersfreigabe ab 12 Jahren ist angemessen und sollte jedoch auf jeden Fall beachtet werden. 1. Da die Grafik auch das Töten in den Massenschlachten (meist sind mehr als 2000 Soldaten beteiligt) darstellt. Wer jetzt an ein Killerspiel denkt sei beruhigt, es fließt weder Blut, noch wird der Tod der Menschen besonders inszeniert. 2. Ist das Spiel sehr kompliziert. Jüngere Kinder werden Probleme haben das Spiel zu steuern und die Ziele zu erreichen, was zu Frustration führen wird.
Das Spiel motiviert durchgehend zum Weiterspielen. Der Schwierigkeitsgrad steigt von Kampagne zu Kampagne an und die Geschichte um Napoleon ist wie für ein solches Spiel geschrieben. Wer es vom kleinen General zum Kaiser der größten Nation Europas schafft, fühlt sich wie der König der Welt und hat nebenbei noch eine Menge über Geschichte gelernt. Die Taten des kleinen Franzosen änderten das Bild Europas nachhaltig und werden vom Spiel gut vermittelt. Wer jetzt an ein Lernspiel denkt sollte jedoch vorsichtig sein, denn ein Geschichtsbuch kann es nicht ersetzen. Es wirkt eher unterstützend und kann die Lust am Thema wecken.
Fazit:
"Napoleon: Total War" ist ein motivierendes, historisch akkurates Strategiespiel, welches den Spieler immer wieder fordert und zum nachdenken anregt. Sollte ihr Kind jedoch noch nie ein Strategiespiel gespielt haben und/oder wenig Zeit haben, sollte man doch lieber zu anderen Spielen greifen. Meistert es jedoch gerne komplizierte Aufgaben und hat am besten Spiele wie "Anno", "Civilization" oder andere "Total War"-Teile gespielt, wird es großen Spaß haben.