Call of Duty 4: Modern Warfare
Spielbeschreibung
"Call of Duty 4: Modern Warfare" ist ein Spiel für Hartgesottene. In Zeiten, in denen man nur den Fernseher einschalten muss, um neue Nachrichten von Attentaten aus Nahost oder andere Schreckensmeldungen zu erhalten, versetzt einen das Spiel direkt in solche Szenarien hinein – und das selten mit Happy End. Abwechselnd in der Rolle eines Angehörigen einer britischen Spezialeinheit und eines amerikanischen Marines unterwegs ist es die Aufgabe des Spielers, mit allen Mitteln gegen Terroristen vorzugehen, die eine Atomwaffe in ihre Gewalt gebracht haben.
Aus der Ego-Perspektive gilt es, sich dabei mit realistisch nachempfundenem modernem Kriegsgerät von der Maschinenpistole bis hin zur Flugabwehrrakete durch verschiedene Kriegsgebiete zu kämpfen und sich gegen die feindlichen Soldaten zur Wehr zu setzen und die vorgegebenen Einsatzziele zu erledigen. Diese können sich mitten im Einsatz ändern und ein verändertes Vorgehen erfordern.
Pädagogische Beurteilung
"Call of Duty 4: Modern Warfare" spielt sich ähnlich wie die vorigen Spiele der Reihe. Aus der Ego-Perspektive heraus ist man in den unterschiedlichen Szenarien unterwegs und liefert sich heftige Feuergefechte mit den Terroristen. Hierbei ist man selten allein; meist wird man von mehreren computergesteuerten Mitstreitern begleitet, die sich kompetent verhalten und glaubwürdig zur Atmosphäre beitragen.
Soweit spielt sich "Call of Duty 4: Modern Warfare" wie ein konventioneller Shooter. Was das Spiel jedoch von der Masse abhebt, ist die Inszenierung. Bereits die erste Mission hat es in sich: Als britischer Soldat stürmt man einen Frachter auf hoher See, der kurz darauf sinkt, was zu einer überaus hektischen Flucht führt; zahlreiche Feuergefechte mit russischen Extremisten inklusive. Und so geht es im Spiel quasi bis zum Ende weiter, Zeit zum Luftholen ist knapp. Mal ist man mit computergesteuerten Kameraden im offenen Kampfeinsatz unterwegs, mal verdeckt operierend als Scharfschütze hinter den feindlichen Linien. Abwechslung beim Missionsdesign wird hier groß geschrieben.
Was das Spiel jedoch zu etwas besonderem macht und auch nachhaltig im Gedächtnis bleibt, ist die stets bedrückende Atmosphäre. So ist man gleich zu Beginn des Spiels mit der Exekution des Präsidenten eines orientalischen Landes konfrontiert, und damit nicht genug: Man erlebt die Hinrichtung aus Sicht des Präsidenten hautnah mit. An einer anderen Stelle des Spiels ist man gerade in einer feindlichen Stadt unterwegs, als in nächster Nähe tatsächlich eine Atombombe detoniert. Und hier blendet das Spiel nicht einfach aus und nimmt den Tod des Spielercharakters als gegeben hin, sondern lässt den Spieler diesen mitempfinden: Man findet sich in einem Helikopterwrack wieder und kann sich nur noch kriechend fortbewegen. Nachdem man langsam und stöhnend das Wrack verlassen hat und sich in einer völlig zerstörten, von radioaktivem Staub überzogenen Welt wiederfindet, kollabiert man und stirbt tatsächlich. "Call of Duty 4: Modern Warfare" führt dem Spieler so die Auswirkungen der Atomexplosion ganz plastisch und unmittelbar vor Augen; ein solcher Umgang mit dieser Thematik, der durchaus heftig und verstörend wirkt, ist neu und in einem Computerspiel so vorher noch nicht dagewesen. Die Spielzeit ist mit rund sechs Stunden sehr kurz, jedoch wollten die Entwickler, dass Spiel nicht mit uninteressanten Inhalten und Passagen zwanghaft verlängern.
Auch der Mehrspielermodus des Spiels ist gelungen und ist für viele Spieler sicherlich der entscheidende Faktor, Call of Duty zu kaufen und zu spielen. "Call of Duty 4: Modern Warfare" bietet ein Belohnungssystem, das sehr motivierend wirkt und an das Spieldesign eines Online-Rollenspiels erinnert. So erhält der Spieler für jede gespielte Partie Punkte, die neue spielbare Klassen, Spielmodi und ähnliches freischalten und ihn langsam sichtbar aufsteigen lässt. Zu Beginn geht dies recht schnell, doch mit zunehmendem Rang muss der Spieler mehr Zeit aufwenden und bessere Ergebnisse erzielen um innerhalb des Spiels befördert zu werden. Prestige und Ansehen bei den anderen Spielern ist hierbei das entscheidende Wort. Sichtbar den höchsten Rang im Spiel innezuhaben ist für viele Spieler hier Grund genug, dass Spiel mehrfach erneut durchzuspielen. Die gut ein Dutzend Spielmodi sprechen sowohl Anfänger als auch Experten an und tragen durch ihren Abwechslungsreichtum zur Langzeitmotivation bei.
Fazit
"Call of Duty 4: Modern Warfare" ist ein extrem gut inszeniertes Spiel. Mehrmals bleibt einem jedoch beim Spielen wegen des gerade Gesehenen der Mund offen stehen; so realistisch und hart wirken viele Inhalte. Die Art der Darstellung trägt ein übriges hierzu bei. Viele Szenen wirken so, als hätte man gerade in einen Bericht des Fernsehsenders CNN hineingeschaltet, der die neuesten "embedded" Informationen aus einem der Krisengebiete dieser Welt sendet. Und diese Art der Inszenierung ist es dann auch, die das Spiel absolut ungeeignet für Kinder und Jugendliche macht. Die Gewaltdarstellung ist im Rahmen des Gezeigten noch moderat gehalten. So wird auf die Darstellung von Blut oder abgetrennten Leichenteilen verzichtet, jedoch ist es Umsetzung der Thematik, die trotzdem äußerst hart und realistisch wirkt. Sie sorgt dadurch häufig für Gänsehaut und Erschütterung aufgrund ihrer Realitätsnähe. Nie war man in einem Computerspiel dem Gefühl so nah, an einem aktuellen Konflikt teilzunehmen, was sogar Erwachsene hin und wieder während des Spielens irritieren kann. Deshalb hat das Spiel von der USK vollkommen zu recht keine Jugendfreigabe bekommen.
Zusammenfassend ist "Call of Duty 4: Modern Warfare" ein überaus spannendes Spiel mit kritischen Untertönen, das ausschließlich für Erwachsene mit Sinn für Differenzierungen geeignet ist.
Getestet wurde die XBox360-Version.