Bulletstorm


Spielbeschreibung:
Die ferne Zukunft: Als Mitglied einer Spezialeinheit ist es Grason Hunts Aufgabe, im Auftrag der Regierung Verbrecher und Terroristen aufzuspüren und auszuschalten (sprich: zu töten). Er und seine Einheit „Dead Echo" sind sehr versiert in ihrem Aufgabengebiet und hinterfragen ihre Einsatzziele, die ihnen von ihrem direkten Vorgesetzten General Sarrano erteilt werden, nur selten. Als eines Tages während eines Einsatzes jedoch ans Licht kommt, dass die meisten ihrer Ziele unschuldig und nur der Regierung unliebsam waren, desertieren Hunt und seine Männer und machen seither in einem Raumschiff die Galaxis als Piraten unsicher.
Eines Tages jedoch stoßen sie per Zufall auf das Schiff Sarranos, und Grayson Hunt lässt sich, auch bedingt durch den Alkoholnebel, in dem er sich seit der Desertion immer häufiger befindet, zu einer Wahnsinnstat hinreißen: In einem gnadenlosen Wutanfall rammt er das andere Schiff und beide Raumschiffe stürzen über einem fremden Planeten ab. Den Absturz überleben nur wenige, außer Hunt schafft es nur sein Kamerad Ishi. Beide Männer machen sich nun auf die Suche nach Sarranos Schiff, sowohl um Rache zu nehmen als auch um einen Ausweg von diesem unwirtlichen Planeten zu finden. Und unwirtlich ist er in mehrfacher Hinsicht: Nicht nur sind Flora und Fauna recht feindselig, auf dem Planeten haben sich auch verschiedene Gangs von psychopatischen Gesetzlosen breit gemacht, die alles töten wollen, was ihnen begegnet.
Pädagogische Beurteilung:
Töten mit „Stil"
„Bulletstorm" ist kein herkömmlicher Egoshooter. Während es in diesen Spielen normalerweise darum geht, zahlreiche Gefechte zu überleben und oftmals ein bestimmtes Missionsziel zu erreichen, so geht es in „Bulletstorm" um den Kampf an sich. Das Töten von Gegnern wird mit Punkten belohnt, und je kreativer ein Abschuss ausfällt, desto mehr Punkte werden vergeben. Und in „Bulletstorm" gibt es unzählige Möglichkeiten, einen Gegner um die Ecke zu bringen: Hat Grayson Hunt zunächst nur die Möglichkeit, Feinde mit seinem Sturmgewehr unter Beschuss zu nehmen oder sie mit Fußtritten zu malträtieren, so ändert sich dies spätestens dann, wenn er die Energiepeitsche findet. Diese am Handgelenk befestigte Waffe ermöglicht es ihm, Gegner in die Luft zu schleudern oder zu sich her zu wirbeln. In diesen Momenten schaltet das Spiel in Zeitlupe, so dass der Spieler in Ruhe überlegen kann, wie er seinem Feind den Garaus machen will. Er kann ihn in einen Abgrund katapultieren, auf spitzen Gegenständen in der Umgebung aufspießen oder auch einfach in der Luft voll Blei pumpen. Er kann ihn in die Luft sprengen, erschießen oder auch tottreten – die Möglichkeiten sind schier endlos. Insgesamt gibt es in „Bulletstorm" über einhundert sogenannte „Skillshots" – so werden die verschiedenen Möglichkeiten einen Gegner zu töten im Spiel genannt, die teilweise recht komplexe Manöver vom Spieler erfordern. Je komplizierter die Aktion, desto mehr Punkte gibt es dafür; gelingt es, mehrere Feinde mit einem einzelnen Angriff zu erledigen, so werden die Punkte multipliziert.
Die Punkte sind auch nicht reiner Selbstzweck. Stattdessen dienen sie im Spiel als Währung, um neue Munition oder Waffen zu kaufen. Möglichst effizientes und kreatives Töten stellt somit nicht nur eine Möglichkeit dar, „Bulletstorm" zu spielen, sondern ist eine Notwendigkeit. Andernfalls wird der Spieler kaum in der Lage sein, das Spiel erfolgreich zu beenden. Moralisch betrachtet ist dieser Umstand natürlich mehr als fragwürdig. Auch wenn die deutsche im Vergleich zur internationalen Version bereits deutlich entschärft ist (so ist hier beispielsweise das Abtrennen von Gliedmaßen nicht möglich, und auch übermäßige Bluteffekte wurden entfernt), reicht dieser Umstand schon allein aus, das Spiel für Kinder und Jugendliche absolut ungeeignet zu machen. Volljährige, mündige Spieler werden den überzeichneten, absurden Charakter des Spiels vermutlich eher erkennen.
Skurrile Waffen
Die Waffen, die der Spieler im Verlauf des Spiels findet, haben mit ihren realen Äquivalenten relativ wenig zu tun. Zwar erinnern viele an reale Vorbilder, sind in der Handhabung jedoch deutlich überzeichnet. Nicht nur sehen sie sehr martialisch aus (so hat beispielsweise die Schrotflinte nicht nur zwei, sondern gleich vier Läufe), sie haben auch einen Schussmodus, der die Leistung der Waffe ins absurde übersteigert. Benutzt man diesen beispielsweise mit der Standardwaffe, einem Sturmgewehr, so feuert dieses 100 Schuss auf einmal ab - normale Feinde sind so mit einem Treffer erledigt, und unglückliche weitere, die sich dahinter aufhalten, ebenso. Daneben gibt es aber auch überaus absurde Waffen, die mit realen Mordinstrumenten nichts zu tun haben. So gibt es beispielsweise die „Flail-Gun", die zwei mit einer Kette verbundene Granaten abfeuert, die sich um das Ziel wickeln und dort zeitverzögert oder ferngezündet detonieren, oder eine Art Schleuder, die einen gewaltigen rotierenden Bohrer abfeuert. All diese Waffen verstärken das Gefühl, dass es sich bei „Bulletstorm" um ein Spiel handelt, dass nahezu alle Inhalte vollkommen überzeichnet darstellt und sich selbst auch nicht sonderlich ernst zu nehmen scheint.
Gewaltige Feinde
Die „normalen" Feinde in „Bulletstorm" sind eigentlich schon schlimm genug – wahnsinnige Mutanten und Berserker, die von allen Seiten auf den Spieler einstürmen und dabei auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen. Doch das Spiel weiß auch diese noch zu übertreffen. Von Zeit zu Zeit treffen Grayson und Ishi auf gewaltige Monster, die beinahe den gesamten Bildschirm ausfüllen. Diese Begegnungen sorgen für Abwechslung und erzeugen beim Spieler ein wohliges Schaudern, außerdem hat man in diesen Momenten das Gefühl, einmal nicht gegen humanoide Gegner antreten zu müssen. Und auch hier tritt wieder der absurde Maßstab des Spiels in den Vordergrund – ein Spiel, in dem man mit verrückten Schusswaffen gegen saurierähnliche, hochhausgroße Saurier antritt, die Roland Emmerichs „Godzilla" wie eine kleine Eidechse wirken lassen, kann von einem mündigen Spieler nicht wirklich ernst genommen werden.
Töten im Team
Natürlich hat „Bulletstorm" auch einen Mehrspielermodus zu bieten, auch wenn dieser im Vergleich zu anderen Shootern wie „Call of Duty: Black Ops" oder „Battlefield: Bad Company 2" eher bescheiden ausfällt. So ist es in dem „Anarchy" genannten Modus die Aufgabe der Spieler, sich zusammen immer stärker werdenden Gruppen von Mutanten zu erwehren und zugleich eine bestimmte Punktzahl zu erreichen. Spielt man zu mehreren, so werden auch neue „Skillshots" möglich, für die die Spieler zusammenarbeiten müssen. So muss beispielweise einer der Spieler einen Gegner in die Luft schleudern, wo ihn dann der zweite mit gezielten Schüssen eliminiert. Dieser Modus erfordert ein hohes Maß an Kommunikation von den Spielern, damit das makabre Teamwork funktioniert.
Daneben gibt es nur noch einen weiteren Modus, der als Mehrspielermodus angesehen werden kann. In den sogenannten „Echos" kann man bereits absolvierte Abschnitte aus dem Einzelspielerteil des Spiels erneut spielen und dabei den jeweiligen Highscore speichern um diesen online mit dem anderer Spieler aus aller Welt oder eigenen Freunden zu vergleichen.
Fazit:
„Bulletstorm" ist ein überaus brutales, makaberes Spiel, das „kreatives" Töten belohnt. An sich ist ein solches Spielprinzip völlig indiskutabel und es erscheint auf den ersten Blick erstaunlich, dass das Spiel es überhaupt geschafft hat, eine Freigabe der USK zu erhalten. Traut man sich jedoch, mehr als einen flüchtigen Blick auf „Bulletstorm" zu werfen, so erkennt man den vollkommen überzogenen Charakter des Spiels. Turmhohe Gegner, absurde Waffen und völlig überzeichnete Charaktere machen es schwierig, das Gezeigte wirklich ernst zu nehmen – immer vorausgesetzt, dass der Spieler genügend Sinn zur Differenzierung besitzt. Bei erwachsenen Spielern sollte man davon ausgehen können; Kinder und Jugendliche sind von diesem Spiel jedoch unter allen Umständen fernzuhalten. Lässt man sich vom ersten Eindruck nicht abschrecken, so erwartet einen ein ungewöhnlicher Shooter, der das Genre mit frischen Ideen aufwertet, dabei jedoch so brachial daherkommt, dass er nur für äußerst abgebrühte Spieler geeignet sein dürfte.