Belief & Betrayal - Das Medaillon des Judas
Beschreibung:
In Belief & Betrayal (B&B) wird der Hauptcharakter Jonathan Danter, der als Journalist arbeitet, plötzlich aus seinem Alltag gerissen. Terence Twinings, ein Mitarbeiter von Scottland Yard, teilt ihm telefonisch mit, dass Jonathan sich in akuter Lebensgefahr befindet und sofort nach London fliegen muss. Dort angekommen, erfährt er von dem Kommissar, dass sein Onkel Frank vor Kurzem Opfer eines Mordanschlags wurde. Jonathan Danter hält dies zuerst nicht für möglich, da sein Onkel schon seit zehn Jahren tot ist. Im Gespräch mit Terence Twinings stellt sich jedoch heraus, dass Onkel Frank seinen Tod nur vorgetäuscht hatte um verdeckt für den vatikanischen Geheimdienst arbeiten zu können. In Onkel Franks Wohnung dann überschlagen sich die Ereignisse. Jonathan Danter merkt, dass der Mord seines Onkels Teil mysteriösen Verschwörung ist, in die selbst die Polizei verwickelt wurde...
Belief & Betrayal ist ein Point & Click-Adventure. Typischer Weise sieht man die Spielfigur, in diesem Falle Jonathan Danter, aus der Perspektive eines Dritten, und steuert dessen Verhalten mit Mausklicks. Dabei können Gegenstände betrachtet, benutzt und miteinander kombiniert werden. Im Laufe des Spiels sind verschiedene Rätsel zu lösen. Zum Beispiel lässt sich eine rosenbewachsene Hausfassade nur erklimmen, wenn der Spieler Jonathan zuvor geeignete Handschuhe besorgt, damit er sich nicht an den Dornen verletzt. Derartige kleine Rätsel führen den Spieler Schritt für Schritt den Handlungsstrang einer Kriminalgeschichte entlang.
Pädagogische Beurteilung:
Der Einstieg ins Spiel gelang den jugendlichen Spieletestern nur mühsam. Dies lag zum Teil daran, dass sie mit diesem Spielgenre wenig erfahren waren. Andererseits lagen die Gründe auch beim Spiel selbst. Zum Beispiel hatten die Jugendlichen manchmal Schwierigkeiten, sich in der Spielumgebung zu orientieren. Die Perspektive wechselt häufig und sorgt somit für Verwirrung. In Hinblick auf die Steuerung sollten selbst Handbuchmuffel einen kurzen Blick in die beigelegte Anleitung werfen. Hier offenbaren sich einige wichtige Tipps und Kniffe. Der Spieler kann sich beispielsweise alle Gegenstände, die ein Charakter betrachten und benutzen kann, durch Drücken der Leertaste optisch hervorheben lassen. Leider wird auf dieses sinnvolle Feature im Spiel selbst nie hingewiesen, weswegen sich ein kurzer Blick ins Handbuch an dieser Stelle bereits rentiert hat. Ebenso verhält es sich mit der Benutzung des Inventars und des Notizbuchs.
Beim Spielen hörte man von den Testern oft genervtes Stöhnen, wenn der Spielercharakter Jonathan Danter zum x-ten Mal den einfallslosen Spruch "Das halte ich für keine gute Idee!" zum Besten gegeben hatte. Der Journalist äußert sich immer dann auf diese Weise, wenn ein Spieler versucht, einen Gegenstand im Sinne des Spiels falsch zu verwenden. Besonders ärgerlich daran ist, dass dem Spieler keine Hinweise gegeben werden, was er besser oder anders machen soll. Will der Spieler beispielsweise Jonathan Danter zu Anfang des Spiels dazu veranlassen aus der Wohnung zu gehen, hält der Protagonist das einfach nur für "keine gute Idee". Ein "Ich sollte besser zuerst mein Handy mitnehmen!" oder "Ohne meine Taschenuhr gehe ich nicht aus dem Haus!" wäre an dieser Stelle wesentlich hilfreicher. Die fehlenden Hilfestellungen machten sich auch in den Urteilen der Tester bemerkbar: das Spiel sei einfach "zu schwer" (Spieler, 14) oder "Ich habe keine Ahnung was ich jetzt machen soll" (Spieler 13). Oft wird der Spieler durch die Kommentare auch regelrecht irregeleitet. Möchte man beispielsweise, dass Jonathan Danter einen Müllhaufen durchsucht, merkt er zunächst zweimal in Folge entrüstet an, dass er dies nicht machen werde. Die meisten Spieler wären spätestens jetzt sicher, von dem Müllhaufen abzulassen. Die Macher von B&B erwarten jedoch scheinbar, dass der Spieler diesen Versuch noch einige Male stumpfsinnig wiederholt, bis der Protagonist sich plötzlich dazu herablässt, den Haufen zu durchsuchen und einen wichtigen Gegenstand findet. Diese Situationen sind deshalb so verwirrend, weil sie dem grundlegenden Spielprinzip widersprechen. Das Spiel rückmeldet dem Spieler ein Nichtfunktionieren eines Befehls, obwohl der Befehl eigentlich richtig war. Die Idee dahinter ist an dieser Stelle sicher, dass der Spieler den Protagonisten "überreden" soll in den Müll zu steigen. Die Idee hierzu ist nicht neu. Derartige Situationen gibt es auch in anderen Point & Click-Adventures, allerdings nur im Zusammenhang mit Bonusmaterialien. Die auf diese Weise erspielten Gegenstände sind in der Regel nicht spielentscheidend, sondern dienen nur einem humoristischen Zweck. In Bezug auf für das Spiel wichtige Gegenstände ist ein derartiges Vorgehen jedoch noch nicht etabliert und den Spielern dementsprechend neu.
B&B versucht eine geheimnisvolle Atmosphäre zu schaffen, indem es sich altbekannter Muster bedient. Eine ahnungslose und unerfahrene Person gerät mitten in eine Verschwörung, kann niemandem mehr trauen - nicht einmal mehr der Polizei - und löst schließlich ein atemberaubendes Geheimniss der Menschheit. B&B folgt diesem Geheimrezept, leider ohne jeglichen Sinn für Humor, für den viele Adventures von ihren Fans so geliebt werden. Die grafische Umsetzung des Spiels trägt nicht viel zu dieser Atmosphäre bei. Zwar sind die Schauplätze detailreich und realitätsnah gestaltet, wirken jedoch äußerst leblos. Außer den Charakteren bewegt sich eigentlich nichts auf dem Bildschirm. Flackernde Straßenbeleuchtung o.ä. wird man vergebens suchen. Mit den Szenarien geht daher immer ein wenig ein steriler, im besten Fall bilderbuchhafter Charakter einher.
Wie bei Adventure-Spielen üblich, wird vom Spieler verlangt, dass er gesammelte Gegenstände für die Bewältigung verschiedener Aufgaben einsetzt. Ein Faden und ein magnetischer Gegenstand ergeben z.B. in Kombination eine Angel, mit deren Hilfe eine Münze aus einem Gulli geholt werden kann. Besonders interessant sind hierbei Rätsel, die vom Problemlöser verlangen, einen Gegenstand nicht-funktionsgebunden, d.h. unkonventionell zu verwenden. Hier würde z.B. in Hammer als Pendelgewicht eingesetzt, anstatt damit Nägel in ein Brett zu schlagen. Solche kreativitätsfördernde Rätsel finden sich auch in B&B, wenn auch in geringerem Umfang. Eine weitere Aufgabe des Spielers ist es, Gespräche zu führen. Dabei muss sich der Spieler per Mausklick zwischen verschiedene Antwortoptionen entscheiden. Die Art der Antwort entscheidet über den Fortgang des Gesprächs.
Die von B&B vermittelten Normen sind teilweise etwas zweifelhaft. Beispielsweise verschafft man Jonathan Danter Zugang zu einer Passfoto-Kabine, die von einem alkoholkranken Obdachlosen belagert wird. Dies geschieht dadurch, dass man diesem eine Flasche Wein schenkt. Auch das Macho-Gehabe Jonathan Danters hinterlässt in diesem Zusammenhang keinen guten Eindruck.
Fazit:
Aufgrund der beschrieben Mängel ist B&B kein Spiel für Adventure-Neulinge. Nur erfahrene Adventure-Fans, die zudem die Hintergrundgeschichte spannend finden, werden mit diesem Spiel glücklich werden. Besonders wichtig für das Spielen von B&B ist eine hohe Frustrationstoleranz und viel Geduld. Die USK empfiehlt dieses Spiel für Kinder ab 12 Jahren. Wir können uns diesem Urteil grundsätzlich anschließen. Die Gewaltdarstellung im Spiel ist zurückhaltend und Kinder in diesem Alter zuzumuten. B&B erfreute sich unter den jugendlichen Testern keiner großen Beliebtheit.