Banished


Spielbeschreibung:
In einem Städtebausimulator ist es die Hauptaufgabe, eine Stadt gekonnt aufzubauen, stetig zu erweitern und hierbei immer verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: Haben die Bewohner genug Häuser, sind genug Gebäude und Personen errichtet, um Güter wie Holz oder Lebensmittel zu fertigen und ist die Stadt vor drohenden Gefahren geschützt? Auch "Banished" nutzt diese klassischen Elemente, bindet sie in ein mittelalterliches Ambiente ein und setzt zusätzlich den Willen der Spieler, ihre Dorfbewohner bestmöglich zu schützen und am Leben zu erhalten, in den Vordergrund. Ein schwieriges Unterfangen, wenn Probleme wie Hungersnot, lange kalte Winter, Unzufriedenheit im Volk, Epidemien und andere Faktoren dazukommen. Schickt man seine Arbeiter erst einmal Nahrung für die hungernden Familien sammeln oder nutzt man seine personellen Ressourcen, um Holz zu beschaffen und die Häuser vor dem drohenden Winter fertigzustellen?
Mit "Banished" erschien seit langem wieder ein würdiger Vertreter von Städtebausimulatoren. Der große Unterschied zu Titeln wie Sim City (Beurteilung zu Sim City 4) liegt, abseits des mittelalterlichen Flairs, im Detail. Die verschiedenen Aspekte der mittelalterlichen Welt sind hierbei sehr liebevoll gestaltet. "Banished" wurde von einem Entwickler im Alleingang fertiggestellt, ohne einen großen Publisher veröffentlicht und ist lediglich per Download erhältlich. In die Regale der lokalen Spielehändler wird es dieses Indiespiel also vorerst nicht so schnell schaffen. Trotzdem stellt "Banished" sogar Genregrößen in den Schatten.
Pädagogische Beurteilung:
Aller Anfang ist schwer
Zu Beginn des Spiels wird empfohlen, mehrere Tutorials zu spielen, um den Einstieg zu erleichtern. Die verschiedenen Aspekte wie Handel und Aufbau der Stadt werden schnell erklärt und helfen dem Spieler einen guten Einstieg in "Banished" zu finden. Das Spiel und die hilfreichen Informationstexte sind hierbei komplett auf Englisch mit zum Teil fortgeschrittenem Vokabular gehalten. Besonders jugendliche Spieler ohne englische Sprachkenntnisse können es hier schwer haben und verstehen zusammenhängende Faktoren eventuell nicht. So haben diese wichtigen Faktoren Einfluss aufeinander, weshalb es einige taktische und problemorientierte Überlegungen bedarf, zu entscheiden, in welcher Reihenfolge der Spieler Gebäude erstellt und Aufgaben einteilt. Spieler die einfach drauf los bauen werden mit der Zeit Probleme in Form sich drastisch minimierender Einwohnerzahlen bekommen.
Mikro- vs. Makromanagement
Bei dem ersten Versuch eine Stadt zu bauen, werden es wohl die wenigsten schaffen, diese auf Dauer zu halten, da auch der Schwierigkeitsgrad während des Verlaufs einer Partie enorm ansteigt. Hat der Spieler mehrere virtuelle Jahre hinter sich, werden strukturelle Fehler hoch angerechnet. Solche Frustmomente können besonders für Jugendliche und Kinder schnell störend werden. Vernachlässigt man beispielsweise die Produktion von Nahrung, so verhungert von einem Tag auf den anderen plötzlich die Hälfte der Bevölkerung. Das gleiche gilt für viele andere Produktionsstätten. Wird an einem Schmied gespart, geht den Arbeitern schnell das Werkzeug aus und die Produktion von Waren verläuft um ein vielfaches langsamer. Fehlt ein Arzt so kann die nächste Seuche ein schnelles Ende der frisch erbauten Stadt bedeuten. Der Spieler muss also schon früh vorausplanen, um eine funktionierende Stadt am Laufen zu halten.
Herausstechendes Merkmal: Realismus
Im Gegensatz zu Genrekollegen wie Sim City erwartet den Spieler bei "Banished" Realismus pur. Jeder Bewohner hat einen eigenen Namen und Tagesablauf. Bäume wachsen nicht innerhalb von wenigen Tagen sondern brauchen Jahre, um auszuwachsen. Das gleiche gilt für Kinder, die erst nach mehreren Jahren zu einer vollständigen Arbeitskraft herangewachsen und ein hilfreicher Teil der Stadt sind. Mit dem langfristigen Betreiben einer Stadt steigen damit auch die Herausforderungen. Da es an Belohnungen mangelt und auch das Spiel langwierig voranschreitet, kann das besonders für Kinder und Jugendliche schnell langweilig werden.
Größte Schwächen: Grafik
Bei der Grafik zeigt sich am deutlichsten die Schwäche eines Ein-Mann-Projekts. Hier mangelt es an hochauflösenden Texturen, detaillierten Stadtbewohnern und besseren Physikdarstellungen. Das alles tut dem Spielfluss aber keinen Abbruch. "Banished" hat nur niedrige Hardwareanforderung und läuft auch auf schwächeren Rechnern tadellos. Ähnlich wie bei der Grafik fällt auch die musikalische Untermalung eher langweilig aus. Lediglich die Geräuschkulisse sorgt für eine angenehme Atmosphäre.
Fazit:
"Banished" zeigt im Detail wie eine mittelalterliche Stadt aufgebaut wird. Hier muss sich der Spieler noch um jede Kleinigkeit selbst kümmern und wird für unvorsichtiges Verhalten bestraft. Das kann besonders für jüngere Spieler schnell frustrierend wirken. Erweiterte Englischkenntnisse sind essentiell, da es sonst leicht zu Verständigungsschwierigkeiten kommt. Aufgrund der sprachlichen Barriere und des Schwierigkeitsgrades, der taktisches und überlegtes Handeln und problemorientiertes logisches Denken voraussetzen empfehlen wie "Banished" daher erst Jugendlichen ab 14 Jahren.