Wird Mario betrogen?

Ein Unterrichtsprojekt mit dem Computerspiel Mariokart von Nintendo

Wird Mario betrogen? Diese Frage stellten sich Schülerinnen und Schüler einer 8. Klasse am Elsa-Brändström-Gymnasium in Oberhausen. Davor stand die Beobachtung, dass es im Computerspiel "Mariokart" von Nintendo einen Unterschied macht, ob man als Spieler auf Platz 1 oder Platz 8 ist.

von Marco Fileccia

 

Aber fangen wir für die Computerspiel-Immigrants von vorne an:

Das Spiel Mariokart der Firma Nintendo (hier die Infos auf Wikipedia dazu) ist im Prinzip ein Autorennspiel mit Kart-Fahrzeugen. Als Spieler kann man sich eine Figur aussuchen, mit der man die Rennen fahren möchte, zur Auswahl stehen viele bekannte Figuren aus anderen Computerspielen, allen voran DIE Ikone des digitalen Spielens, die Figur "Mario". Die Darstellung im Spiel ist comic-haft und es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Figur-, Fahrzeug- und Streckenauswahl. Außerdem ... und das ist wichtig für unser Unterrichtsprojekt ... gibt es in einem Rennen, das üblicherweise aus drei Runden besteht, an jeweils drei Stellen die Möglichkeit so genannte "Items" als Verbesserung seiner Fähigkeiten zu erlangen (auch als "Power-Ups" bezeichnet). Diese Items werden in Form eines Symbols dargestellt und der Spieler weiß vorher nicht, welches der über 20 verschiedenen Items er an dieser Stelle erlangt.Typische Items sind Bananen, wirft man sie auf der Strecke ab, so schleudern nachfolgende Fahrzeuge. Weitere Items sind Raketen, die den Spieler schneller werden lassen oder einen Schutzschild, der unverwundbar macht u.s.w. Die Liste aller Items finden Sie unten.

Soweit das Spielprinzip. Wir wollten nun mit Experimenten herausfinden, ob diese Items zufällig vergeben werden (dann hätte man eine ungefähr gleiche Verteilung bekommen müssen) oder abhängig sind vom Platz im Rennen. Wir wollten also den Algorithmus knacken, den die Programmierer benutzt haben. Konkret: Bekommt ein Spieler auf Platz 1 im Rennen andere Items als auf Platz 8? Genau diese Beobachtung kann man machen, wenn man spielt. Wir wollten es aber auch beweisen!

So lautete konsequenterweise unsere Fragestellung: "Wird Mario betrogen?"  Wenn ja, dann erhält er (bzw. der Spieler) auf Platz 1 andere Items als auf Platz 8.

Wir entwickelten ein Experiment dazu, legten die Rahmenbedingungen fest (nachzulesen in der Power-Point-Präsentation zum Projekt, Download s.u.), denn schließlich sollten die Ergebnisse vergleichbar sein. So mussten die Schülerinnen und Schüler immer mit der gleichen Figur (Mario), mit dem gleichen Fahrzeug (Standard-Kart) auf der gleichen Strecken (Achter-Piste) fahren. Und ... das erwies sich als besonders schwierig ... sie mussten immer auf Platz 1 oder auf Platz 8 fahren (letzteres war nur emotional schwierig!). In über 110 Experimenten spielten immer drei Schülerinnen / Schüler (ein Spieler, ein Protokollant, ein Kontrolleur) und fuhren über 330 Runden auf der gleichen Piste und notierten sorgfältig, welche Items (pro Runde drei) an welcher Stelle vergeben wurden. So hatten wir fast 1000 Ergebnisse zur Vergabe der Items. Eine echte Knochenarbeit - wer sagt Computerspielen macht nur und immer Spaß?

Die genauen Ergebnisse finden wurden in Grafiken umgesetzt. Und das Ergebnis ist eindeutig:

JA, Mario wird betrogen!

Der Spieler erhält andere Items auf Platz 1 (meist welche zur Behinderung der Gegner) als auf Platz 8 (welche, die seine Schnelligkeit verbessern).

Unnötig zu erwähnen, dass wir nebenbei noch Word (zur Beschreibung von Mario Kart), Excel (zur Auswertung des Experimentes) und PowerPoint (zur Präsentation der Ergebnisse) erarbeiteten ;-).

Unten finden Sie die Ergebnisse in Form der kompletten Excel-Tabelle und von Grafiken daraus, einige Fotos als Impressionen und auch eine Präsentation des Projektes sowie unsere Liste der Items und das Formular für unser Experiment (ein ausgefülltes Beispiel).

Zu den Ergebnissen und dem vollständigen Bericht auf www.goodschool.de geht es HIER