Legends of Wrestlemania
Spielbeschreibung:
Muskelbepackte, langhaarige Alphamännchen, die sich mit hochrotem Kopf und anschwillenden Adern verbale Hasstiraden entgegen schleudern, um sich anschließend mit akrobatischen Sprungattacken und spektakulären Würfen die Köpfe einzuschlagen - scheinbar. Fans, dessen größter Wunsch darin besteht, einmal die eingeölten, verschwitzten Körper ihrer Idole anzufassen.
Die Rede ist vom US-Kultsportspektakel Wrestling, welches sich mittlerweile auch in europäischen Gefilden als Exportschlager erwiesen hat und von Fans liebevoll als "die spektakulärste Soap der Welt" tituliert wird.
Der Publisher THQ Entertainment gilt seit jeher durch die jährlich veröffentlichte Spielereihe "Smackdown vs. Raw" als Experte auf dem Gebiet der virtuellen Wrestlingspiele. Rechtzeitig zur 25. Auflage des Megaevents "Wrestlemania" lässt THQ zusammen mit dem Entwicklerstudio Yuke’s noch einmal die größten Legenden der Wrestlinggeschichte aufleben. Über 40 Kämpfer schafften es ins Spiel, unter denen sich neben allseits bekannten Größen wie Hulk Hogan, "Stone Cold" Steve Austin und dem Undertaker auch einige Relikte der Wrestlinggeschichte (Honky Tonk Man, King Kong Buddy) befinden, welche nur langjährigen und eingefleischten Fans ein Begriff sein sollten.
Das Spiel basiert auf zwei wesentlichen Spielmodi. Einzelkämpfe gegen den Computer oder einen Mitspieler können im Zuge einer sog. Exhibition ausgetragen werden. Ziel des Kampfes ist es bei der klassischen Variante den Gegner am Boden zu halten (im Fachterminus wird der Begriff "covern" verwendet) bis der Ringrichter nach angezählten drei Sekunden den Kampf für beendet erklärt. Um diese Situation herbei zu schaffen ist es vonnöten, den Kontrahenten durch gezielte Schläge, Tritte oder Sprungattacken soweit zu schwächen, dass dieser sich nicht mehr eigenständig aus dem "Cover" lösen kann. Neben dieser klassischen Variante hat der Spieler die Möglichkeit abgewandelte Matchtypen anzuwählen, mit welchen alternative Spielziele einhergehen. So besteht die Aufgabe bei einem "Ladder Match" beispielsweise darin, den Gegner soweit zu schwächen, dass man ungehindert eine Leiter in der Mitte des Ringes erklimmen kann um einen Gürtel von einem an der Hallendecke befestigten Haken zu lösen und damit den Sieg davon zu tragen.
Im Kampagnenmodus dürfen die legendärsten Kämpfe der "Wrestlemania"-geschichte noch einmal ausgetragen werden. Dabei bleibt es dem Spieler selbst überlassen, ob er die Kämpfe einfach nur nachspielt und somit den Ausgang unverändert lässt, oder ob die Kämpfe zu einem alternativen Ausgang gebracht werden sollen. Kurze Videosequenzen erläutern im Vorhinein die Hintergrundgeschichte zu den einzelnen Kämpfen und sorgen so für das nötige Know-How.
Alternativ eröffnet das Spiel die Möglichkeit, sich über Internet mit bis zu drei Spielern aus aller Welt gleichzeitig zu messen.
Pädagogische Beurteilung:
"Legends of Wrestlemania" unterscheidet sich von anderen Wrestling-Spielen in erster Linie durch den Umstand, dass sich das Geschehen nicht nur auf die aktuellen Ereignisse der amerikanischen Schaukampf-Sportart konzentriert, sondern auch Bezug auf die legendäre Kämpfe und Charaktere nimmt. In der Spieletestergruppe zeigten sich vor allem Jugendliche begeistert, die sowohl mit den aktuellen als auch mit den zurück liegenden Ereignissen der WWE (Kürzel für World Wrestling Entertainment) vertraut sind. Für dieses Klientel bietet das Spiel die Möglichkeit, in Vergessenheit geratene Highlights noch einmal auferstehen zu lassen. So zeigte sich ein Spieler (12) begeistert von der Tatsache "noch einmal mit dem legendären Hulk Hogan die Gegner verkloppen zu können." Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings, dass ohne das nötige Hintergrundwissen ein Großteil der Faszination des Titels verloren geht. An diesem Umstand können die 5-minütigen Einführungsfilme zur Einstimmung auf die legendären Wrestlemania-Matches nichts ändern, da diese komplett in englischer Sprache gehalten werden. Gerade Kindern und Jugendlichen, dessen Fremdsprachkenntnisse noch nicht genügend ausgereift sind, bleibt hier eine kurze Einführung in die Thematik verwehrt.
Die Steuerung zeigt sich im Vergleich mit Genreprimus "Smackdown vs. Raw" deutlich abgespeckt. Alle Aktionen werden mit den vier Aktionsbuttons auf der Vorderseite des Gamepads durchgeführt. Die Schultertasten finden keine Verwendung. Einsteiger sollten mit der Steuerung nach kurzer Eingewöhnungszeit keine Probleme haben, was auch dem Umstand zu verdanken ist, dass kompliziertere Knopfkombinationen in der korrekten Reihenfolge auf dem Bildschirm angezeigt werden. Dass das Spiel kein Tutorial enthält, lässt sich aufgrund der eingängigen Steuerung gut verkraften. Die Kämpfe laufen in drei Phasen ab. Hat man genug erfolgreiche Aktionen ausgeführt, steigt der Spieler eine Stufe auf und darf härtere Aktionen ausführen. In der letzten Phase steht euch ein Finishing-Move zur Verfügung, welcher bei jedem Wrestler individuell unterschiedlich ausfällt. Das simple und einsteigerfreundliche Steuerungskonzept birgt allerdings auch die Gefahr der fehlenden Spieltiefe, welche arcadeorientierten Titeln oftmals anhaftet. In der Spieletestergruppe war zu beobachten, dass Spieler, die eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Wrestlingtiteln besaßen, "Legends of Wrestlemania" schnell durchschauten und sich nach kurzer Zeit schon die richtigen Taktiken für die erfolgreiche Beendigung der Matches zurecht gelegt hatten. Ein Spieler (12) titulierte die Steuerung als "für Einsteiger gut geeignet, für Profis allerdings zu einfach". Hier hätten die Entwickler vielleicht verschiedene Steuerungsstufen ins Spiel integrieren können, welche in ihrer Schwierigkeit und Komplexität sich jederzeit den individuellen Fähigkeiten des Spielers anpassen könnten.
Die jugendlichen Tester scheinen gerade bei Sportspielen einen hohen Wert auf den Realitätsbezug zu legen. Auf Nachfrage, welche für sie die wichtigsten Faktoren für den Kauf eines Sportspiels darstellen, war neben einem realistischen Spielgefühl die originalgetreue Umsetzung der realen Charaktere unter den meistgenannten Gründen. Bei diesem Aspekt leisteten die Entwickler ganze Arbeit. Die Wrestler präsentieren sich grafisch gut dargestellt und lösten bei den Testern auf Anhieb einen hohen Wiedererkennungswert. Unterstützt wird die runde Präsentation durch die originalgetreuen Einlaufhymnen der Muskelprotze. Den Wrestlingfans in der Testergruppe waren die Stücke direkt geläufig und wirkten sich so positiv auf die Atmosphäre des Geschehens aus. Ein Spieler (13) erlebte diese als "sehr stimmungsvoll!"
Ein Manko, dass dem Titel anzukreiden ist, stellen die mangelnden Hinweise auf das hohe Verletzungsrisiko des Wrestlingsports dar. Während bei den TV-Übertragungen des Spektakels keine Gelegenheit ausgelassen wird ungeübte Zuschauer von der Nachahmung der Kampftechniken abzuraten, finden sich im Spiel keine derartigen Empfehlungen. Dies ist vor allem aus dem Grund problematisch, dass sich Videospiele vor allem an jugendliche Käufer richten, welche nicht immer über die Reflexionsfähigkeit verfügen dürften, Inhalte in Videospielen klar von der Realität zu trennen. Als Projektionsfläche für solche Warnungen würden sich beispielsweise die Ladebildschirme vor den Kämpfen anbieten.
Fazit:
"Legends of Wrestlemania" grenzt sich von anderen Wrestling-Spielen vor allem durch seine Bezug auf historische Kämpfe und legendäre Athleten ab. Spieler, dessen Hintergrundwissen für eine Einordnung der Materie ausreicht, werden an der Spielidee ihren Gefallen finden. Neulingen kann, sofern englische Sprachkenntnisse vorhanden sind, durch die filmischen Einführungen einen Einblick in die Höhepunkte der Wrestlinggeschichte verschafft werden. Als einsteigerfreundlich präsentiert sich ebenso die eingängige Steuerung, welche geübte Spieler allerdings durch die mangelnde Spieltiefe schnell unterfordern wird.
Wenn eine Begeisterung für das Thema Wrestling vorhanden sein sollte und die Reflexionsfähigkeit des Jugendlichen ausreicht, um die Gefährlichkeit des "Showsports" Wrestling einschätzen zu können, ist das Spiel für Jugendlichen ab 14 Jahren zu empfehlen.