Wie funktioniert E-Sport denn nun eigentlich?
von Torben Kohring
Denn dieser setzt eine Ernsthaftigkeit voraus die dem "nur" Spielen gegenübersteht. Hier findet sich auch einer der größten Unterschiede zum herkömmlichen Sport. Ob ich Tennis in einer Liga oder zum Spaß gegen einen Freund spiele, Sport bleibt Tennis deshalb trotzdem. Computerspielen kann dagegen E-Sport sein oder einfach nur der Unterhaltung dienen.
Wie bei herkömmlichen Sportarten gibt es auch im E-Sport Disziplinen in denen der Spieler alleine oder in einer Mannschaft antritt. Zahlreiche Ligen (z.B. Gamestar-Liga oder die ElectronicSportsLeague) bieten dem ambitionierten Spieler mittlerweile die Möglichkeit, im jeweiligen Lieblingsspiel unter festgelegten Bedingungen (Regeln) gegen andere Spieler anzutreten. Entweder gibt es festgelegte Spielpläne, die Liga legt die Spielpaarungen fest oder die Teilnehmer fordern sich gegenseitig heraus. Je höher ein Spieler in diesen Ligen spielt, desto mehr werden ihm seine Gegner vorgegeben. Die Ergebnisse werden sowohl auf den Ligaseiten
Der Vorteil der Einzelspieler liegt darin, dass ihr Organisationsaufwand sehr viel geringer ist als bei einem Mehrspielerspiel. Sie müssen z.B. keine Rücksicht auf Teammitglieder legen, können trainieren wann sie wollen oder sind unabhängig von Formschwankungen ihrer Mitspieler. Des Weiteren ist es als Einzelspieler in der Regel nicht nötig spezielle Hardware anzuschaffen, der eigene Rechner, bzw. die eigen Konsole erfüllt alle Voraussetzungen um gegen andere Spieler auch online Spielen zu können.
In den Spielen die im Team gespielt werden, sieht dies in der Regel anders aus. Einen Clan (ein Team) zu managen erfordert wie in einem realen Verein viel Arbeit. Termine für Spiele und das Training müssen abgestimmt werden, es muss für ein harmonisches Miteinander gesorgt werden und die technischen Voraussetzungen für ein gemeinsames Spiel müssen geschaffen werden.
In der Regel sind diese Server die meiste Zeit für den öffentlichen Betrieb freigegeben, d.h. fremde Spieler können auf diesem Rechner zum Spaß gegeneinander spielen, zu Trainingszeiten und für Spiele wird der Zugang mit einem Passwort gesichert.
Im Training steht vor allem das Zusammenspiel im Vordergrund. Wie habe ich mich zu verhalten, wenn der Gegner durch Raum x kommt, wohin muss ich laufen wenn wir Raum y stürmen. Ein Fifa-Spieler übt das Auslösen der Abseitsfalle, ein Spieler von Rennspielen übt die ungeliebte Rennstrecke, bis er jede Kurve im Schlaf fahren kann. Automatisierung ist das Zauberwort. Sieht der Laie einen Schuss in den Kopf der Spielfigur, ist dies für den Counter-Strike Spieler der effektivste Weg den Gegenspieler auszuschalten, ein scheinbar wirres Bündel von Spielfiguren im
Auch die Kommunikation wird dabei auf ein Minimum reduziert. Der Ausruf "Kleiner Spot, Steps, Blend !" z.B. enthält für den Counter-Strike Spieler viele verschiedene Informationen. Eine Ortsangabe, die Aussage, dass Gegenspieler gehört wurden und dass daraufhin eine Blendgranate geworfen wurde stecken in diesen vier Worten. Soweit so gut. Solange der Kapitän des Teams jedoch keine neue Anweisung gibt, hat er trotzdem auf seiner Position zu bleiben, die Erfüllung der Teamziele hat letztendlich Vorrang. Dieses strategische Verhalten entscheidet ab einer bestimmten Spielstärke über Sieg oder Niederlage. Die Komplette Kommunikation wird dabei über das Headset bestritten, die Tastatur ist für den Austausch von Nachrichten einfach zu langsam.
Unterscheiden sich die Spieler von ihrem Leistungsniveau in höheren Spielklassen kaum noch, entscheidet vor allem das Zusammenspiel und die perfekte Automatisierung der eigenen Fähigkeiten über Sieg oder Niederlage. Wie reagiere ich am besten auf die Spielzüge meines Gegners, wie kann ich mich auf seine Abseitsfalle oder den hängenden Stürmer einstellen und wie verhindere ich das nächste Überholmanöver. Die psychologische und taktische Ebene innerhalb der Wettkampfsituation sind sicherlich die stärksten Berührungspunkte zum realen Sport.
Je nach Spiel sind Regeln und Gewinnbedingungen leichter oder schwerer nachzuvollziehen. Besonders Spiele mit realen Motiven (Fußball, Autorennen) sind für Außenstehende besser zu verstehen, als Fantasyszenarien, die nach eigenen Regeln gespielt werden und funktionieren.